Weil die brasiianische Regierung den Rotstift angesetzt hat, sind die Forschungsarbeiten am höchsten Klimaturm der Welt gefährdet. Dabei hat das 8,4 Millionen Euro teure Partnerschaftsprojekt zwischen Brasilien und Deutschland in kürzester Zeit bereits wichtige Erkenntnisse über den Einfluss des Amazonas-Regenwaldes auf das Klima geliefert sowie über 50 wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Wegen etlichen Verzögerungen durch Bürokratie, Zoll und dem Regierungswechsel in Brasilien hat der Amazon Tall Tower Observatory (Atto) erst dieses Jahr seine Arbeit aufgenommen. Täglich werden Unmengen von Daten wie über den Gasaustausch, Partikel in der Atmosphäre und Kohlenstoffe gesammelt und via Satellit in die Forschungszentren in Manaus und Mainz gesendet.
Das Projekt mit dem 325 Meter hohen, stählernen Meßturm inmitten des Amazonas-Regenwaldes wird gemeinsam von brasilianischen Einrichtungen und dem Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz geleitet. Von deutscher Seite sind für 2017 und 2019 bereits 13 Millionen Euro bewilligt worden.
Eigentlich sollte Brasilien die gleiche Summe aufbringen. Doch davon ist bisher nichts in Sicht, wie Wissenschaftler des südamerikaniischen Landes kritisieren.
Allein die Unterhaltskosten des Atto werden vom brasilianischen Wissenschaftsministerium mit einer Million Reais (umgerechnet derzeit etwa 270 Millionen Euro) im Jahr angegeben. Zumindest diese sollen zur Verfügung gestellt werden. Auch für 2018 seien die Unterhaltskosten garantiert.
Ansonsten heißt es lapidar, dass die notwendigen Finanzmittel für die wissenschaftlichen Projekte garantiert würden, sofern es Ressourcen gebe.
Erst im März hat die Regierung Michel Temers für das Wissenschaftsministerium eine Reduzierung des Budgets um 44 Prozent für 2017 angekündigt. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise und eines enormen Haushaltsloches muss auch für 2018 von Sparmaßnahmen ausgagangen werden.
Angesichts dessen und der unklaren Aussagen bangen die Wissenschaftler um die Fortführung ihrer Forschungsarbeiten und die Weiterführung des Projektes. Die von Brasilien bereit gestellten Finanzmittel würden lediglich für die kommenden Monate reichen, sagen sie.
Gegenwind gibt es auch aus Deutschland. Vom Max-Planck-Institut wird auf die vereinbarte Partnerschaft zu gleichen Teilen verwiesen und darauf, dass das Projekt ohne eine Beteiligung Brasiliens nicht funktionieren werde.