In Brasilien stirbt alle zwei Tage ein Mensch an einer Vergiftung durch Agrochemikalien. Insgesamt mussten 2017 in dem südamerikanischen Land 4.003 Menschen wegen einer Intoxikation behandelt werden, nachdem sie zu stark Herbiziden und Pestiziden ausgesetzt waren.
Nach Daten der Stiftung Oswaldo Cruz und des Gesundheitsministeriums hat sich die Zahl der Vergiftungen mit Agrochemikalien in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Erhöht haben sich ebenso die Todesfälle auf 164 im Jahr 2017. Hinzu kommen 157 Fälle von Menschen, die nach den Kontakt mit den Chemikalien arbeitsunfähig wurden.
Besorgniserregend ist ebenso die Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche. 2017 haben 1.449 Brasilianer versucht, sich durch die Einnahme von Pestiziden oder Herbiziden das Leben zu nehmen. Die Stiftung Oswaldo Cruz arbeitet mit der Hypothese, dass die Agrochemikalien das zentrale Nervensystem beeinflussen und Depressionen hervorrufen.
Betroffen sind vor allem Landarbeiter und Landwirte. Kontrollergebnisse des Arbeitsministeriums zeigen, dass über die Hälfte von ihnen beim Ausbringen der Gifte keinerlei Schutzkleidung tragen. Das Landwirtschaftsministerium geht von zwei Drittel aus.
Oft wird die Arbeit lediglich mit Sandalen, Shorts und T-Shirts bekleidet verrichtet. Als Argument werden zu hohe Kosten von Atemmasken, Gummihandschuhen und Spezialkleidung angegeben. Angeführt wird ebenso die Last bei gleißender Sonne und Hitze in der Spezialkleidung zu arbeiten.
In keinem anderen Land der Welt landen so viele Agrogifte auf dem Acker, wie in Brasilien. Pro Kopf sind es über fünf Kilogramm. Andere Studien zeigen, dass mehr als ein Drittel des Gemüses zu hoch oder mit nicht zugelassenen Agrochemikalien belastet ist. Gleichzeitig wird der Verbrauch der Chemikalien jedoch seitens des Staates durch Steuererlässe aus den Jahren 1997 und 2011 gefördert.
Angesichts der hohen Gesundheitsgefahr durch die Agrogifte und der damit einhergehenden Kosten für das Gesundheitswesen haben Abgeordnete beim Obersten Gericht eine Klage angestrengt. Das debattiert derzeit, ob die Steuererlässe für die Chemikalien der Landwirtschaft zulässig sind.