Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang werden auch zehn brasilianische Athleten dem Frost trotzen. Die Sportler aus dem tropischen Land gehen in fünf Disziplinen an den Start. Die Chancen auf Medaillen sind zwar gering. Vorgenommen haben sie sich aber, die bisher von den brasilianischen Athleten erzielten, landeseigenen Rekorde im Wintersport zu brechen.
Große Hoffnungen, sich im Eiskanal in die Elitegruppe zu fahren, macht sich das Bobteam. Antreten werden sie beim Zweier und beim Vierer-Bob. Ihr bestes Ergebnis war bisher der 27. Platz unter 33 Teilnehmern. Dieses Mal sei aber stärker als bisher investiert worden, heißt es.
Trainiert wurde zudem nicht nur mit dem Rollschlitten auf der Trockenbahn im brasilianischen Trainingszentrum für Hochleistungssportler und unter der sengenden tropischen Sonne, sondern ebenso im Eiskanal von Lake Placid in den USA. Antreten werden Edson Bindilatti, Odirlei Pessoni, Rafael Souza, Edson Martins und Reservemann Erick Vianna. Gemeinsam haben sie, dass sie alle einst Leichtathleten waren.
Beim Langlauf sind bei der Winterolympiade in Südkorea gleich zwei Brasilianer vertreten: die 42-jährige Multiathletin Jaqueline Mourão und der erst 20-jährige Victor Santos. Mourão ist die erste und bisher einzige Brasilianerin, die bei einer Olympiade beim Mountain Biking angetreten ist (Athen 2004). Sie ist ebenso die einzige ihres Landes, die sowohl bei Winter- als auch bei Sommerolympiaden für Brasilien an den Start gegangen ist.
Fünfmal war sie bei olympischen Spielen mit dabei. Im russischen Sotschi 2014 war sie die einzige Biathletin Südamerikas. Von 84 Teilnehmern hatte sie den 77. Platz belegt.
Für Victor Santos ist es die erste Winterolympiade. Er wurde bei einem sozialen Projekt entdeckt, das von Jaqueline Mourão geleitet wird. Bei dem werden Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Familien zum Sport angeregt, unter anderem zum Straßenski. Jetzt wird der junge Santos allerdings statt auf dem Asphalt auf dem Schnee fahren und versuchen, beim Cross Country zu punkten.
Für den Ski Alpin hat sich Michel Macedo vorbereitet. Eigentlich wollte er in vier Modalitäten antreten. Am Dienstag (6.) ist er allerdings beim Training in Pyeongchang gestürzt. Röntgenaufnahmen haben eine Entzündung am Knie gezeigt. Auf die Teilnahme an den ersten beiden Wettbewerben muss er deshalb verzichten. Ob er beim Riesenslalom am 18. Februar und Slalom am 22. Februar antreten kann, ist noch offen.
Anders als die meisten der brasilianischen Wintersportler hat der erst 19-Jährige im Winter den Schnee vor der Haustüre. Er lebt mit seinen Eltern im Norden der USA. Geboren ist er in Brasilien. Als er drei Jahre alt war, sind seine Eltern in die USA emigriert.
Ebenso in den USA lebt die 21-jährige Isadora Williams. Die Tochter einer brasilianischen Mutter und eines amerikanischen Vaters will für das südamerikanische Land beim Eiskunstlauf ihr Bestes geben. Bei der Winterolympiade im russischen Sotschi 2014 war sie als erste Brasilianerin überhaupt in dieser Disziplin angetreten.
Belegt hatte sie von 30 Teilnehmern vor vier Jahren nur den letzten Platz. Jetzt will sie auf dem Eis Südkoreas auf einen besseren Rang tanzen.
Einmal mehr geht Isabel Clark mit ihrem Snowboard für Brasilien an den Start. 2006 schaffte die aus Rio de Janeiro stammende Wintersportlerin im italienischen Turin den für ein tropisches Land spektakulären neunten Platz.
2014 in Sotschi hatte sie indes Pech, stürzte und konnte sich damit nicht für das Halbfinale qualifizieren. Für die 41-Jährige wird es die letzte Teilnahme an olympischen Winterspielen sein. Nach Pyeongchang will sie ihre Karriere als Snowboarderin beenden, wie sie bereits angekündigt hat.
Wenn am Freitag (9.) bei der Eröffnung der 23. Winterspiele die Nationen einziehen werden, wird der Bobfahrer Edson Bindilatti die gelb-grüne Fahne Brasiliens tragen. Ab dann werden auch wieder über Fernsehreportagen Bilder vom Schnee und von für die meisten Brasilianer exotischen Sportarten in die Wohnzimmer der Südaerikaner Einzug halten.