In keinem Land der Welt landen so viele Agro-Chemikalien auf dem Acker, wie in Brasilien. Statt den Verbrauch einzuschränken, wollen die brasilianischen Politiker aber die diesbezüglichen Gesetze noch weiter aufweichen und die Kontrollen zum Einsatz der Agro-Chemikalien erleichtern.
Bereits 2002 hat der damalige Senator und momentane Landwirtschaftsminister Blairo Maggi einen entsprechenden Vorschlag zu einer Gesetzesveränderung eingereicht. Jetzt diskutieren die Abgeordneten Brasiliens in einer Spezialkommission das Projekt. Das hat nicht nur bei Umweltschützern zu heftiger Kritik geführt, sondern auch bei Gesundheitsexperten.
Die Stiftung Oswaldo Cruz spricht von einer “Gefahr für die Gesundheit“ für die Landarbeiter und ebenso die Konsumenten. Sollten die vorgeschlagenen Änderungen umgesetzt werden, würde noch mehr Gift auf den Tellern der Brasilianer landen, so die Gegner. Vom weltweiten Verbrauch an Agro-Chemikalien entfallen indes schon jetzt 20 Prozent auf das südamerikanische Land.
Die Befürworter der Gesetzesveränderung argumentieren hingegen mit einer Entbürokratisierung der bestehenden Regeln. Die seien vor 30 Jahren geschaffen worden und längst überholt, wie sie konstatieren.
Neben Erleichterungen bei der Zulassung von Unkrautvernichtungsmitteln und Pestiziden sollen die Agro-Gifte künftig ebenso einen weniger aggressiven Namen erhalten und als “produtos fitossanitários“ (Pflanzenschutzprodukte) bezeichnet werden.
Im brasilianischen Kongress kursieren derzeit etliche Veränderungsvorschläge, bei denen Konsumenten das Nachsehen haben. Eine Senatskommission diskutiert etwa die Abschaffung der deutlichen Kennzeichnung von Produkten, die Zutaten von genmanipulierten Pflanzen enthalten.
Statt einem gut sichtbaren “T“ für transgen auf gelben Grund, wäre dann nur noch ein Hinweis im Kleingedruckten Einerlei der Zutaten notwendig.