“Democracia em vertigem“ sorgt für Aufregung. Der Dokumentarfilm stammt von der Brasilianerin Petra Costa, die in ihm die Vorgänge zur Amtsenthebung der Ex-Präsidentin Dilma Rousseff zeigt. Jetzt ist ihr Film in der Kategorie Dokumentarfilme für den Oscar nominiert. Seit dem Bekanntwerden brodelt es in den Sozialen Netzwerken und auch Politiker sämtlicher Richtungen warten mit Äußerungen auf.
“Schwindel Demokratie“ könnte “Democracia em vertigem“ frei übersetzt werden. Vordergründig scheinen beim Amtsenthebungsverfahren Dilma Rousseffs die demokratischen Säulen Brasiliens respektiert worden zu sein.
Die benutzten Anklagepunkte standen allerdings auf wackeligen Füßen. Fragwürdig waren auch die politischen Spielzüge, die letztlich zum Fall Rousseffs geführt haben. Der Vorwurf eines “golpe“ (Staatstreichs) ist deshalb auch nach mehr als drei Jahren noch gegenwärtig.
In der öffentlichen Meinung wird die Begründung der Amtsenthebung mittlerweile auf Korruptionsverstrickungen der Arbeiterpartei PT reduziert. Rousseff selbst konnte bis dato noch keine Korruption nachgewiesen werden. Darüber hinaus sind beinahe sämtliche Parteien Brasiliens in Korruptionsvorwürfe verstrickt.
Mit der Nominierung des Dokumentarfilmes “Democracia em vertigem“ zum Oscar lebt die Polarisierung Brasiliens derzeit wieder auf. Von der Linken wird die Nominierung gefeiert, von Mittelklasse und der Rechten verspottet.
Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro hat den Dokumentarfilm als “Fiktion“ abgetan. Gesehen hat er ihn nach eigenen Aussagen nicht. Er verliere keine Zeit damit eine solche “porcaria“ (Mist) anzusehen, sagte er vor seinen Anhängern.
Ausgewählt wurde der brasilianische Beitrag von der amerikanischen Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Leicht wird er es nicht haben. Eine seiner Konkurrenznominierungen ist der von der Obama-Familie stammende Dokumentarfilm “For sama“. Nominiert wurden in der Kategorie ebenso “Honeyland“ und “The cave“.