Nach offiziellen Daten des Gesundheitsministeriums verzeichnet Brasilien bereits 17.857 Covid-19-Fälle und 941 Tote. Im Vergleich zum Vortag hat die Zahl der Infizierten dabei um 1.930 Fälle zugenommen, die der Todesopfer um 141. In den Brennpunktstädten wie São Paulo und Rio de Janeiro wird der Höhepunkt der Covid-19-Fälle Ende April/Anfang Mai erwartet.
Das Gesundheitsministerium rechnet zudem damit, dass die Zahl der Infizierten in den nächsten zwei Wochen auf 100.000 ansteigen wird. Allerdings warten schon jetzt 127.000 Menschen mit Atemwegserkrankungen auf einen Covid-19-Test. Darüber hinaus gibt es in den Labors einen Engpass bei der Testauswertung. Allein in São Paulo stehen 17.000 Testergebnisse aus.
Quarantänemüdigkeit
Während die Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus zunehmen, füllen sich in vielen Städten Brasiliens die Straßen wieder. In São Paulo halten sich nur noch 49 Prozent der Bevölkerung an den Aufruf das Haus nicht zu verlassen. Sollte der Index nicht auf mindestens 60 Prozent steigen, so Gouverneur João Doria, würden strengere Maßnahmen ergriffen. In einem Interview kündigte er als Beispiele Bußgeld und Festnahmen an. São Paulo vereint mit 7.480 Covid-19-Fällen die höchste Zahl an Infizierten. Knapp 500 Menschen sind im Bundesstaat São Paulo bereits an den Folgen der Lungenkrankheit gestorben.
Staatschef als schlechtes Beispiel
Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro hat schon wieder die Isolierungsaufrufe aus seinem eigenen Haus nicht eingehalten und das Krisenmanagement provoziert. Dieses Mal ist der 65-Jährige gemeinsam mit Sicherheitskräften und dem Infrastrukturminister “spontan“ in einer Bäckerei aufgetaucht, um dort ein Erfrischungsgetränk zu trinken und ein Gebäck zu essen.
Entgegen jeglicher Empfehlungen Distanz zu anderen einzuhalten posierte er Arm in Arm mit Selfiejägern und sorgte für kleine Menschenansammlungen. Ein Video darüber hat sein Sohn Eduardo Bolsonaro über die sozialen Netzwerke verbreitet. Dieses Mal gab es aber nicht nur Beifall. Neben Rufen “Bolsonaro raus“ wurde er auch zum zu Hause bleiben aufgefordert. Am 29. März hatte Bolsonaro mit einem Rundgang durch mehrere Geschäfte bereits für Aufruhr gesorgt. Damals gab er vor, sich ein Bild von der Situation machen zu wollen. Vor der Coronaviruskrise wurde indes kaum etwas über Bolsonaros Ausflüge in Bäckereien bekannt.
Favelas ohne fließend Wasser zum Händewaschen
In Brasilien leben etwa 13 Millionen Menschen in Favelas. Nach einer Studie haben 47 Prozent von ihnen kein fließend Wasser im Haus. 15 Prozent der Familien fehlt es an Geld für den Kauf von Seife. Desinfektionsmittel wie Gel-Alkohol gilt zudem als Luxusartikel. Seit Tagen verteilen ehrenamtliche Helfer und Nichtregierungsorganisationen deshalb Hygienekits an die Bewohner verschiedener Favelas.
Spezialisten befürchten, dass sich in den dicht besiedelten Favelas der Großstädte der Coronavirus unkontrolliert ausbreiten könnte. Allein in Rio de Janeiro wurden bereits in neun der Armenviertel Menschen auf Covid-19 positiv getestet und erste Tote registriert. Dennoch wurde auch in Favelas ein Nachlassen der sozialen Isolierung verzeichnet. In einigen Favelas haben sich die Bewohner selbst organisiert und Ärzteteams zur Betreuung von Verdachtsfällen angestellt.
Überraschung in Lieferungen aus China
Im brasilianischen Bundesstaat Paraná haben chinesische Unternehmer für Überraschung gesorgt. Zwischen den von ihnen gelieferten Waren befanden sich Mundschutze. Die waren begleitet von einem Zettel, auf dem sich die chinesischen Unternehmer mit den brasilianischen solidarisch erklärten. Zu lesen war, dass sie hoffen, mit ihrer Mundschutzspende ein wenig helfen zu können.