Brasilien hat am Dienstag (19.) einen weiteren schwarzen Tag erlebt. Erstmals sind innerhalb von 24 Stunden über tausend Covid-Todesopfer verzeichnet worden. Laut den offiziellen Daten des Gesundheitsministeriums hat die Zahl der Todesopfer um 1.179 zugenommen und ist auf insgesamt 17.971 Covid-Tote angestiegen.
Einen traurigen Rekord hat es auch bei den Neuinfektionen gegeben. An nur einem Tag sind 17.408 Neuinfektionen registriert worden. Die offizielle Zahl der in Brasilien auf Covid-19 positiv getesteten Menschen ist damit auf 271.628 gestiegen. Die tatsächliche Zahl liegt laut Studien allerdings um bis zu zehnmal höher. Regierung und Gesundheitsministerium schweigen zu den neuen Fakten.
Bolsonaro schweigt zu Toten
Während sich etliche Politiker angesichts des enormen Anstiegs der Covid-19-Todesopfer besorgt gezeigt haben, schweigt Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro dazu. In einem Interview hat er indes den breiten Einsatz von Chloroquin propagiert und einen geschmacklosen Witz dazu gerissen.
Gesundheitsministerium ignoriert Rekordzahlen
Statt über die rasant steigenden Zahlen der Todesopfer und Covid-19-Infektionsfälle zu informieren, standen bei der Pressekonferenz des Gesundheitsministeriums am Dienstag (19) zum Coronavirus die Muttermilchspende und die psychologische Betreuung des Pflegepersonals der Krankenhäuser im Mittelpunkt. In einer Pressemitteilung wurde zudem nicht auf die über tausend Verstorbenen verwiesen, sondern auf die 106.000 Menschen, die als vom Coronavirus geheilt gelten.
São Paulo zieht Feiertage vor
Weil sich nur knapp die Hälfte der Bevölkerung São Paulos an die Ausgehbeschränkungen hält, haben die Stadtväter kurzerhand zwei Feiertage vorgezogen. Fronleichnam wird danach nicht am 11. Juni und der Tag der Consciência Negra nicht am 20. November begangen, sondern am 20. und 21. Mai.
Erreicht werden soll damit ein höherer Isolationsindex, um die starke Ausbreitung des Coronavirus einzuschränken. São Paulo verzeichnet mittlerweile 65.995 Infektionsfälle und 5.147 Covid-19-Todesopfer. Gleichzeitig bleiben immer weniger Menschen zu Hause. Lediglich an den Wochenenden wird ein Index von etwa 50 Prozent erreicht.
Unbedachte Hilfe von Alexa
Die angesichts der wirtschaftlichen Beschränkungen von Brasilien erlassene Nothilfe von 600 Reais (umgerechnet derzeit etwa 100 Euro) für Autonome, Tagelöhner und Empfänger der Bolsa famíla (Familienhilfe) sorgt täglich für Menschenansammlungen und Warteschlangen vor Regulierungsbehörden und der Kasse Caixa Econômica.
Jetzt will das Wirtschaftsministerium Abhilfe schaffen. Alexa soll einspringen und Fragen zur finanziellen Nothilfe beantworten. Nicht bedacht haben die Verantwortlichen dabei, dass etliche der Empfänger nicht das Geld dazu haben, sich die Geräte oder ein Wifi im Haus leisten zu können.
Brasilienweite Maskenpflicht
Während Brasiliens Regierung kaum Maßnahmen zur Einschränkung des Coronavirus trifft, hat die Abgeordnetenkammer des Landes nun eine Maskenpflicht für ganz Brasilien beschlossen. Wer ohne Mundschutz in U-Bahn, auf Straßen oder Plätzen erwischt wird, muss ein Bußgeld bezahlen. Das soll dann wiederum im Kampf gegen den Coronavirus eingesetzt werden.