Der brasilianische Musiker Caetano Veloso steht für Bossa nova und Poesie. Am Montag (7.) steht er beim Internationalen Filmfestival in Venedig jedoch nicht mit seiner Musik im Mittelpunkt, sondern mit einem Dokumentarfilm über seine Geschichte und Zeit im Gefängnis während der Militärdiktatur in Brasilien.
Die Miltärdiktatur (1964 bis 1985) in Brasilien hat etliche Opfer gefordert. Intelektuelle, Künstler und Andersgesinnte wurden festgenommen oder ins Exil verbannt. Es gab Folterungen und Tötungen, wie von der Wahrheitskommission 2014 bestätigt wurde.
Verhaftet wurden ebenso Caetano Veloso und Gilberto Gil. In dem Dokumentarfilm “Narciso em Férias“ spricht Caetano erstmals darüber, wie er am 27. Dezember 1968 aus seiner Wohnung geholt und abgeführt wurde.
Er erzählt von seinen Ängsten, von Schreien Gefolterter, die ihn nachts aufwachen ließen und davon, dass ihm das Leben außerhalb der Gefängniswände als Traum vorkam. 54 Tage war Caetano in Einzelhaft, bevor der damals 26-Jährige nach Salvador da Bahia in Hausarrest gestellt und schließlich nach London ins Exil geschickt wurde.
Aufgenommen hat er für den Dokumentarfilm von Ricardo Calil und Renato Terra eine Version des Beatle-Songs “Hey Jude“. Das Lied konnte er im Gefängnis über Radio hören. Für Caetano erhielt es eine besondere Bedeutung. Es stand für Freiheit und Hoffnung.
Dass er jetzt erstmals darüber spricht begründet er mit der Einstellung des ultrarechten brasilianischen Präsidenten und Ex-Militärs Jair Bolsonaro, der die Militärdiktatur verherrlicht.
Der Titel stammt von einem Kapitel seines Buches Verdade Tropical (1997). In dem Kapitel beschreibt er die Zeit während der Militärdiktatur. Jetzt soll es als eigenes Buch veröffentlicht werden. “Narciso em Férias“ (frei übersetzt “Narzisst im Urlaub) bezieht sich aber auch darauf, dass er während der Gefängniszeit in keinen Spiegel sehen konnte.
Die Premiere in Venedig geschieht an einem brasilianischen Feiertag, dem Tag der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal.