Bio-Ökonomie: Geld verdienen ohne den Regenwald zu zerstören

Haben Sie schon einmal von Bio-Ökonomie gehört? Sie wissen vielleicht nicht einmal, was es bedeutet, aber Sie sind sicherlich schon mit dem Thema in Berührung gekommen. Das liegt daran, dass Früchte, Gemüse und sogar Cupuaçu- oder Kokosnuss-Bonbons mit dem Begriff verbunden sind. Bio-Ökonomie ist nichts anderes als die Erwirtschaftung von Einkommen durch das, was die Natur bietet, immer mit dem Ziel ihrer Erhaltung.

Früchte und Gemüse – Foto: Michal Jarmoluk auf Pixabay

Ein lebendiges Beispiel ist der Fall des Unternehmers Roberto, der in der Gemeinde Tumbira (Bundesstaat Amazonas) lebt, die im “Reservat für nachhaltige Entwicklung Rio Negro“ liegt.

Zwei Bootsstunden von der Hauptstadt Manaus entfernt, war die Hauptverdienstmöglichkeit in dieser Region der illegale Holzeinschlag. Alles änderte sich nach einem Projekt der “Amazon Sustainable Foundation (FAS).

„Ich bin damit geboren und aufgewachsen, dass mein Vater Holz aus dem Wald holte, also wurde auch ich ein illegaler Holzfäller. Aber alles änderte sich nach der Schaffung des Reservats – ich wurde Tourismusunternehmer“, erzählt Roberto.

Er ist Besitzer der “Pousada Garrido“ in der Gemeinde Tumbira und er lebt heute von touristischen Aktivitäten. Roberto ist glücklich, dass die neue Art der Einkommenserzielung den Bestand des Regenwaldes nicht mehr schädigt, sondern seinen Fortbestand ermöglicht.

„Das war eine radikale Veränderung in unserer Gemeinde. Und jetzt kümmern wir uns um die Natur als unser Zuhause. Wenn man jemanden im eigenen Haus empfängt, möchte man, dass alles ordentlich und aufgeräumt ist. Wir wenden das gleiche Prinzip an, um den Regenwald zu erhalten“, kommentiert der nachhaltige Unternehmer.

Wie sich die Bio-Ökonomie auf den Geldbeutel auswirkt
Nun denken Sie als Leser vielleicht, dass Robertos Geschichte sehr schön ist, aber Sie sehen vielleicht keinen direkten Bezug zu Ihrem Alltag. Die Wahrheit jedoch ist, dass sich die Bio-Ökonomie auch auf Ihr Portemonnaie auswirken wird.

Über 60 % Brasiliens besteht aus dem Amazonasgebiet, dem größten Biom und gleichzeitig dem größten tropischen Regenwald der Welt. Was würde sich ändern, wenn wir beginnen würden, seine Ressourcen auf nachhaltige Weise zu erforschen, und nicht durch illegale und ungezügelte Abholzung?

„Bis heute haben wir keinen Entwicklungsplan für Amazonien. Die Region braucht eine Landespolitik, keine Regierungspolitik. Aber bis heute gibt es das nicht“, erklärt Osíris, Wirtschaftswissenschaftler und Schriftsteller.

Dem Spezialisten zufolge könnte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Brasiliens sogar verdoppeln, wenn es in den verschiedenen Regionen des Landes lokale Lösungen gäbe, welche die Ressource Biodiversität nachhaltig zu nutzen verstünden.

„Zum Beispiel die Frage der Freihandelszone in Manaus. Sie wird nicht enden, sondern sie wird nur neue Wege finden, um weiter zu existieren. Heute ist sie nicht mehr das Modell von 1967, als sie geschaffen wurde. Aber es gibt viele nachhaltige Möglichkeiten, zum Umdenken und der Weiterentwicklung dieses Industriepols, darunter auch die Bio-Ökonomie“, schlägt er vor.

Ist Nachhaltigkeit die Lösung gegen die Abholzung?
Im Jahr 2019 stellte Brasilien einen traurigen Rekord im Abbrennen des Regenwaldes auf. Der gleich Rekord wurde im Jahr 2020 wiederholt – sogar noch übertroffen. Laut dem Institut für Weltraumforschung (Inpe) gab es allein im letzten Jahr einen Anstieg der Entwaldung um 34%.

In einer Welt, in der die ungezügelte Zerstörung der Natur die Nachrichten beherrscht, kann man bereits erkennen, dass nachhaltiges Wirtschaften vor allem junge Menschen zu interessieren beginnt. „Junge Menschen der neuen Generationen sind mehr auf bewussten Konsum und ein Leben in einer ausgeglichenen Umwelt bedacht, da wir mit Hilfe des Internets und der sozialen Netzwerke Zugang zu Informationen haben.

Aus dieser Sorge heraus sprechen wir heute von Bio-Ökonomie oder nachhaltigem Wirtschaften im weiteren Sinne und konzentrieren uns auf die rationelle Nutzung biologischer Ressourcen, die wiederverwertbar und erneuerbar sind“, erklärt Leonan, angehender Forstingenieur an der Bundesuniversität des Bundesstaates Amazonas (Ufam).

Wie kann man die Bevölkerung für die Bio-Ökonomie gewinnen?
In Brasilien gibt es auch heute noch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keinen Wirtschaftsunterricht als Pflichtfach im Lehrplan der öffentlichen Schulen. Außerdem leben in dem Land 26,5 % der Bevölkerung in absoluter Armut.

Wie kann man in diesem Zusammenhang mit allen über Bio-Ökonomie sprechen, auch mit denen, die keine Grundbildung haben?
Für Leonan wäre es der didaktische Weg, die Bio-Ökonomie populär zu machen, der Weg über die Schulen. Er weist darauf hin, dass diese Initiative keineswegs futuristisch oder kompliziert wäre.

„Die Bio-Ökonomie ist ein Thema, das alle Menschen auf unserem gesamten Planeten betrifft, und die von ihr betroffenen Punkte sind einfach zu verstehen, wenn sie unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten angewendet werden. Es ist wünschenswert, dass man über den Anbau von gesunden Lebensmitteln, über die Erhaltung von Flora und Fauna, Wäldern, Wasser und auch den Abfall nachdenkt, wenn man sich mit der Bio-Ökonomie befasst.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben betont, dass wir für eine erfolgreiche Entwicklung der Bio-Ökonomie integrierte politische Systeme und Aktivitäten nötig sein werden, die auf dem Engagement von Interessengruppen wie Regierungen, Industrien, Unternehmen und Schulen basieren“, betont der Student der Forstwirtschaft.

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