Tag des Pantanal – 12. November

Das allgemeine Entsetzen über die Flächenbrände, die das Pantanal das größte Überschwemmungsgebiet der Welt betroffen haben, hat sich noch nicht gelegt – angestrengt arbeiten staatliche Stellen von Mato Grosso und Mato Grosso do Sul daran, wie man in Zukunft dieses Naturparadies besser schützen kann.

Das Pantanal brennt – Foto: Silvio Andrade und Andre Zumak/IHP

Der 12. November ist der Pantanal-Tag, ein angemessener Zeitpunkt, um über die Bedeutung der Artenvielfalt dieses Naturgebietes nachzudenken, um zu verstehen, was sie nicht nur für unser Land bedeutet, sondern für die ganze Welt!

Wahrscheinlich haben Sie noch nie so viel über das Pantanal erfahren, wie in diesem Jahr, aber leider war der Grund für soviel nationales und internationales Echo ein tragischer: Ein enormer Flächenbrand, der besonders die Kenner und Liebhaber dieses unvergleichlichen ökologischen Reservats weltweit erschüttert hat. Die aktuellen Zahlen für das von den Flammen verwüstete Gebiet sind erschreckend: mehr als 4 Millionen Hektar sind verbrannt!

Selbst wenn man diese horrenden Zahlen präsentiert, ist es für viele Menschen immer noch unverständlich, wie sich Feuer in der größten Flussaue der Welt so vernichtend ausbreiten konnte.

Die Erklärung: Zwischen Juli bis Oktober- ist diese Tiefebene knochentrocken. Besonders die Fotos dieses apokalyptischen Szenarios schockierten die Menschen weltweit – man sah die einheimischen Farmer, Bauern, Gastwirte, Feuerwehrleute und freiwillige Helfer, die alle an vorderster Front ihr Bestes gaben, um ihr wertvollstes Gut zu verteidigen und die Flammen zu besiegen.

Es vergingen Monate im Chaos des Kampfes gegen die Flammen. Wenn das Feuer z.B. eine Buschgruppe von vier Metern Höhe erfasste, mussten die tapferen Helfer hilflos zusehen, wie sie vom Feuer verzehrt wurde. Eine besondere Herausforderung für die Feuerbekämpfer war die unterirdische Ausbreitung der Brände – an vielen Stellen war die Situation unkontrollierbar und nicht in den Griff zu bekommen, man musste sich darauf konzentrieren den Schaden wenigstens zu mindern und die Ausbreitung des Feuers zu verhindern.

Es vergingen Monate in diesem Inferno, aber dann endlich gelang es: man konnte das Feuer eindämmen – noch heute gibt es allerdings Stellen, die unter Kontrolle weiter brennen, die sind jedoch harmlos im Vergleich zum Ausgangsszenario dieser Umweltkatastrophe.

Nach dem Feuer im Pantanal – Foto: Ascom Politec/MT

Wer das Nord-Pantanal von Mato Grosso oder das südliche von Mato Grosso do Sul heute besucht, steht zuerst einmal vor einer „Nachkriegs-Landschaft”, in der Asche und die Rückstände des Feuers vorherrschen. Aber es ist tröstlich, wenn man bemerkt, dass die Mutter Natur bereits daran arbeitet, die scheinbar leblose Landschaft wieder mit erstem zartem Grün zu überziehen. Die Natur findet einen Weg!

Im Nord-Pantanal zum Beispiel kann man noch die Vielfalt der einheimischen Fauna erleben, sei es auf dem “Transpantaneira-Highway” oder auf Futterinseln, die von Freiwilligen am Rande der Route eingerichtet wurden. Auch im Nationalpark “Encontro das Águas”, der zu 80% vom Feuer erfasst worden war, sind interessante Begegnungen mit der Fauna möglich.

Dieser Park hat die größte Jaguar-Population der Welt, ca. 8 Jaguare pro 100 km², während es im Amazonasgebiet z.B. nach Schätzungen nur Exemplare pro 100 km² sind.
In den letzten Monaten haben verschiedene Begegnungen mit dieser größten Raubkatze Amerikas, darunter auch Weibchen mit Jungen, die Hoffnung beflügelt, dass sich der Bestand erholen wird.

Verletzter Tamandua (Ameisenbär) – Foto: Romeu Escanhoela/FotoPublicas

Die tatsächlichen Auswirkungen des Feuers auf die Fauna und Flora des Pantanals sind noch nicht bekannt. Viele Tiere sind in den Flammen umgekommen, viele wurden verletzt, und die bekamen eine zweite Chance durch Tierärzte, die sich freiwillig für ihre Rettung einsetzten.

Der Schaden an der Flora ist gigantisch. In vielen Gebieten ist die Vegetation komplett verbrannt. Da das Pantanal in direkter Nachbarschaft mit anderen Naturreservaten liegt, wie z.B. Amazonien, dem Cerrado und dem Chaco, waren diese in ihren angrenzenden Teilstücken ebenfalls von vereinzelten Übergriffen des Feuers betroffen – durch rechtzeitiges Eingreifen des zuständigen Aufsichtspersonals konnte jedoch größerer Schaden verhindert werden.

Es ist schwer zu sagen, wie viele Jahre oder Jahrzehnte es dauern wird, bis sich die Natur vollständig erholt hat. Nach den ersten Regenfällen sind an einigen Orten bereits die ersten Arten der Pantanal-Flora zu beobachten, nach und nach werden weitere Pflanzen erscheinen, jedoch wird die Erholung Geduld erfordern – selbst für Wissenschaftler ist es schwierig, die tatsächlichen Schäden an der Natur zu bestimmen und die Ursachen für das Feuer zu nennen – noch viel schwieriger zu schätzen, wie lange eine lokale Erholung dauern wird. Vertrauen wir in die Natur, die unsere Fragen beantworten wird!

Nach dem Feuer im Pantanal – Foto: Ascom Politec/MT

War der Großbrand 2020 eine der größten Tragödien, die das Pantanal in den letzten Jahren erlebt hat? Ja! Bedeutet das, dass das Pantanal nun tot ist? Nein! Obwohl es mit rund 150.000 km² als eines der kleinsten Naturgebiete Brasiliens gilt, und es nur 1,7 % des Territoriums ausmacht, hat das Pantanal die reichste Biodiversität in Brasilien. Von der UNESCO wurde es zum “Naturerbe der Menschheit” gelistet und zum Biosphärenreservat ernannt. Bestimmt ist der heutige Tag kein Tag zum Feiern, aber sicherlich ein Tag zum Nachdenken und hoffen.

Das Pantanal ist ein lebendiger Organismus, und um ihn am Leben zu halten, müssen wir unsere Anstrengungen vereinen, um gemeinsam diesen großen Schatz zu bewahren, der eine unvergleichliche Fauna und Flora beherbergte – und wieder erschaffen wird – zahlreiche Familien ernährt und mit seinen riesigen Viehherden auch wirtschaftlich eine tragende Rolle spielt.

Das Feuer, welches circa 29% der Pantanal-Fläche verwüstet hat, konnte die Liebe der Menschen, die zur Rettung dieses Naturparadieses beigetragen haben, nicht erschüttern.
Es war erschreckend zu erleben, wie schnell sich das Feuer ausbreitete, und es war berührend zu beobachten, wie Menschen angesichts dieser gefährlichen Situation über sich hinauswuchsen.

Das Feuer zerstörte ein Naturerbe, brachte jedoch die ums Überleben der Natur kämpfenden Menschen auch einander näher! Ihre Wunden durch das Feuer, und auch die an der Natur, werden heilen, aber sie sollten stets daran erinnern, dass die Natur ein Erbe ist, das wir respektieren und pflegen müssen und, dass wir sie nur erhalten können, wenn wir es gemeinsam tun!

Wissenwertes zum Tag des Pantanals

Mit dem kürzlich von der Unesco ratifizierten Titel eines Biosphärenreservats ist das Pantanal das größte tropische Überschwemmungsgebiet der Welt! Darüber hinaus beherbergt es eine reiche Artenvielfalt, die sich über Mato Grosso do Sul, Mato Grosso, Bolivien und Paraguay erstreckt. Das Biom hat eine Gesamtfläche von 195.000 km², und etwa 62% davon entfallen auf Brasilien.

Tuiuiu – Foto: sabiá brasilinfo

Das Pantanal ist die Heimat einer großen Vielfalt an Fauna und Flora. Es ist die Heimat von traditionellen Bewohnern, Stadtbewohnern, ländlichen Produzenten, zusätzlich zu den Tausenden von Touristen, die es empfängt. Alle koexistieren auf einzigartige Weise, indem sie den größtmöglichen Respekt vor der Natur und ihren Ressourcen bewahren, und das macht aus diesem Biom einen einzigartigen und bezaubernden Ort.

Warum der 12. November?

Der Tag wurde zu Ehren des Umweltschützers Francisco Anselmo de Barros ausgewählt, der am 12. November 2005 starb, nachdem er seinen eigenen Körper während einer öffentlichen Aktion zur Verteidigung des Pantanals in Brand gesetzt hatte. Die Veranstaltung fand auf dem Bürgersteig der “Rua Barão do Rio Branco” statt, in der Hauptstadt von Mato Grosso do Sul “Campo Grande”.

Der Pantanal-Tag wurde im Jahr 2008 vom Nationalen Umweltrat (CONAMA) genehmigt. Damals verteidigte die Regierung von Mato Grosso do Sul das Datum des 14. November, das mit dem Tag des Paraguay-Flusses zusammenfällt. Aber die Umweltorganisatioren, die den Vorschlag an “Conama” ausgearbeitet hatten, gaben zu, dass es fair wäre, den Pantanal-Tag am Todestag seines größten Beschützers zu feiern.

Laut dem Conama Geschäftsführer „ist der Pantanal-Tag ein Tribut an den Tod des Umweltschützers und Journalisten “Francisco Anselmo de Barros”. Dieses Datum ist bedeutsam, weil es an Anselmos Kampf gegen die Einrichtung von Alkohol- und Zuckermühlen im Pantanal erinnert. Das Datum unterstreicht die Einzigartigkeit des Pantanals, seine Bedeutung und die Notwendigkeit, die Region zu schützen.“

Ein unvergleichlicher Reichtum an Fauna und Flora

Sonnenuntergang – Foto: Orlando Kissner/FotosPublicas

Im Herzen Südamerikas gelegen, spielt das Pantanal eine fundamentale Rolle bei der Erhaltung der Artenvielfalt. Dieses immense Süßwasserreservoir ist bedeutend für die Wasserversorgung, die Klimastabilisierung und den Bodenschutz. Darüber hinaus ist das Pantanal eine Lebensquelle für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten und fungiert als Kinderstube für sie alle.

Bis heute wurden mindestens 4.700 verschiedene Arten in diesem Biom nachgewiesen: 3.500 Pflanzenarten, 325 Fische, 53 Amphibien, 98 Reptilien, 656 Vögel und 159 Säugetier-arten.

Diese Vielfalt zieht jedes Jahr Tausende von Touristen an, was zu einem potenziellen Anstieg der ökotouristischen Aktivitäten in der Region geführt hat. Menschen aus anderen Städten, Staaten und Ländern besuchen das Pantanal mit dem Ziel, Jaguare, Mähnenwölfe, Riesenotter, Tapire, Anakondas und andere Pantanal-Geschöpfe beobachten zu können.

Doch der Ökotourismus ist viel mehr als nur ein Schaufenster um Tiere zu sehen, er fördert die Umwelterziehung und die Erhaltung des Bioms.

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