Die Rodungen im Amazonas-Regenwald haben am Donnerstag (18.) gleich zu zwei Skandalen geführt. Nach den vorgelegten Daten haben die Kahlschläge weiter sprunghaft zugenommen. 13.235 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald sind zwischen August 2020 und Juli 2021 zerstört worden. Gewusst hat dies die Regierung des ultrarechten Jair Bolsonaro scheinbar schon vor dem Klimagipfel COP26 in Glasgow. Bei diesem haben die Regierungsvertreter indes versucht, das schlechte Image Brasiliens in Sachen Umweltschutz zu verbessern und die verheerenden aktuellen Daten verschwiegen.
Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat das Raumforschungsinstitut Inpe die Daten zu den Rodungen schon am 27. Oktober vorgelegt. Bei der Konferenz in Glasgow hieß es seitens der Regierung hingegen, dass die Auswertungen der Satellitenbilder noch nicht vorliegen würden.
Bekannt wurde das Verschweigen der Zahlen durch das Datum des veröffentlichten Dokumentes des Raumforschungsinstitutes Inpe. Das zeigt nicht den 18. November, sondern den 27. Oktober. Ein Schreiben der Gewerkschaft der öffentlich Angestellten im Wissenschaftssektor bestätigt den Datumsschwindel. Dass das Raumforschungsinstitut Inpe seinen Rodungsbericht zu Beginn der Klimakonferenz noch nicht abgeschlossen hätte, sei eine “reine Lüge“ heißt es dort.
Die starke Zunahme der Regenwaldzerstörung ist erschreckend. Nachdem ab 2004 bis 2014 jährlich große Abnahmen bei den Kahlschlagsraten verzeichnet wurden, sind sie seit 2015 wieder steigend. Seit dem Amtsantritt von Bolsonaro sind die Rodungen jedoch sprunghaft angestiegen. Während im Wahljahr 2018 insgesamt 7.536 Quadratkilometer Amazonas-Regenwald zerstört wurden, waren es 2019 bereits 10.129 Quadratkilometer.
Jetzt ist mit 13.235 Quadratkilometer in nur zwölf Monaten so viel Regenwald vernichtet worden, wie das seit 2006 nicht mehr der Fall war. Im Vergleich zum Vorjahr haben die illegalen Rodungen dabei um 22 Prozent zugenommen.
In Glasgow hat Brasilien indes einen Kompromiss unterschrieben, gegen die Zerstörung der Wälder vorzugehen. Brasiliens Umweltminister Joaquim Leite hat bei COP26 zudem angekündigt, dass das Land die illegalen Kahlschläge bereits bis 2028 auf Null bringen will. Wie dies in nur sechs Jahren bewerkstelligt werden soll, hat er nicht verraten.
Gegenwind gibt es von der Europäischen Union. Die will Importe von landwirtschaftlichen Produkten verbieten, die mit der Zerstörung oder Degradierung des Regenwaldes zusammenhängen. Die intensive Landwirtschaft, allen voran der Anbau von Soja und die Rinderhaltung, gilt als eine der Hauptursachen für die Regenwaldzerstörung.
Theoretisch haben sich in Brasilien bereits etliche Unternehmen, darunter auch der größte Fleischkonzern der Welt, dazu verpflichtet, keine Produkte zu erwerben, die von jüngst kahlgeschlagenen Flächen stammen. Allerdings scheinen die Kontrollen nicht wirklich zu greifen.
Angetrieben wird die Zerstörung aber auch durch den illegalen Bergbau. Auch dieser hat unter der Regierung Bolsonaros stark zugenommen. Bolsonaro will den Bergbau legalisieren und auch in Indio-Territorien zulassen.
In einigen Bereichen spielt ebenso die Landspekulation eine große Rolle. Auch dazu trägt die Regierung Bolsonaros und ebenso der Kongress mit Gesetzesvorschlägen bei, die nachträglich eine Amnestie für gerodete Flächen vorsehen.