Pilotprojekt: Fünf junge Mähnenwölfe auf dem Weg zurück in die Natur

Nur noch etwa 12.000 Mähnenwölfe leben in der freien Natur. In Brasilien haben sie nun Verstärkung erhalten. In einem bisher einzigartigen Projekt sind fünf Jungwölfe aufgezogen worden, die nun in die Freiheit entlassen werden. Jungwolf “Baru“ ist der erste von ihnen, der die Welt der Zäune verlassen hat und jetzt mitten im Cerrado sein eigenes Revier suchen und markieren wird.

Lobo Guara (der kleine Pequi) – Foto: Screenshot Zoologico Brasília

Die Geschichte von Mangaba, Araticum, Seriguela, Baru und Pequi hat traurig begonnen. Gerade einmal drei Wochen waren sie alt, als Forscher ihre Mutter Caliandra etwa zehn Kilometer von ihrem Bau entfernt tot gefunden haben. Das Glück der Babywölfe war, dass Caliandra über ein Projekt und einen GPS-Sender monitoriert worden war.

Nachdem die Biologen den Tod von Mutterwolf Caliandra festgestellt hatten, haben sie die Jungen aus dem Bau geholt und in den Zoo Brasílias gebracht. Dort sind die fünf unterernährten Wolfsjungen erst einmal medizinisch versorgt worden.

Der Zoo sollte allerdings nicht zu ihrer festen Bleibe werden. Die Forscher entschieden sich, die kleinen Mähnenwölfe für ein Leben in der Freiheit zu trainieren. In Brasilien ist das ein Novum. Bisher hat sich das Wiedereinsetzen von Mähnenwölfen in die Natur lediglich auf schon erwachsene Tiere bezogen, die wegen Verletzungen oder Krankheiten vorübergehend in spezialisierten Einrichtungen behandelt worden waren.

Nachdem sie stark und groß genug waren, wurden die fünf Wolfsjungen auf drei Freigehege aufgeteilt und dort jeweils von einer anderen Organisation betreut. Onçafari, Parque Vida Cerrado und die Biologin Ana Raquel Gomes Faria mit der Organisation Jaguaracambé haben sie in Empfang genommen. Die Aufteilung war notwendig, weil die vom Aussterben bedrohten, südamerikanischen Lobo-Guará eigentlich Einzelgänger sind.

In den Freigehegen haben die Fünf zunächst gelernt, dass Früchte nicht nur zum Spielen da sind, sondern auch zum Essen. Der Lobo-Guará ernährt sich nämlich nicht nur von Kleinsäugern, sondern ebenso von Früchten, allen voran der Lobeira, die gleichzeitig als natürliches Entwurmungsmittel dient.

Erst danach haben sie Fleisch von Wildtieren erhalten. Schließlich wurde ihr Jagdinstinkt trainiert und sind Kleinsäuger, wie Mäuse und Wildhühner, in die Gehege entlassen worden. Bei all dem wurde der Kontakt mit Menschen soweit möglich vermieden.

Nach fast zwei Jahren Pflege und Training haben sich Mangaba, Araticum, Seriguela, Baru und Pequi gelernt, welche Früchte sie essen können. Erlernt haben sie auch das Jagen und ein auf sich gestelltes Leben. Baru hat bereits alle für ein Leben in Freiheit notwendigen Proben mit Bravour abgelegt.

Er wurde zur weiteren Beobachtung mit einem Microchip ausgestattet und vom Team des Parque Vida Cerrado vor wenigen Tagen als erster unter den Geschwistern in einer landwirtschaftlichen Region in Bahia freigelassen. Auch das ist eine Besonderheit.

Barus neue Heimat ist ein Verbund mehrerer Fazendas, die vor allem Soja und Baumwolle anbauen. Allerdings haben die Fazendas Teile ihres Grundes der Natur gewidmet und so gemeinsam einen ökologischen Korridor mit hoher Artenvielfalt erhalten. Der bietet dem Mähnenwolf Nahrung und Lebensraum.

Darüber hinaus wurde schon beim Training Barus mit den Landwirten zusammengearbeitet und auf Öffentlichkeitsarbeit gesetzt, um den Schutz des Tieres zu gewähren.

In den nächsten Wochen sollen nun auch Barus Geschwister in anderen Regionen des Cerrados freigelassen werden. Zusätzlich werden die Biologen und Mitarbeiter der drei Organisationen, die die Wildtiere betreut und auf ihr Leben in Freiheit vorbereitet haben, ein Protokoll erstellen.

Dieses wird ein Leitfaden für andere Einrichtungen sein, wie Jungwölfe am Besten großgezogen werden, um sie dann in der Natur auszusetzen. Denn die Forscher sind sich sicher, mit jedem in die Natur ausgesetztem Lobo-Guará wird zum Schutz seines Erhaltes in der Natur beigetragen.

Die Namen der fünf Jungwölfe beziehen sich übrigens alle auf Früchte der brasilianischen Steppe Cerrado. Ausgewählt wurden sie nicht von den Biologen. Vielmehr haben die Brasilianer über Instagram abgestimmt, wie die tierischen Findelkinder heißen sollen.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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