Campo Grande, 11. April 2008
Die Kindersterblichkeit innerhalb der brasilianischen Indianervölker ist in etwa doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt und auch die Fälle von Unterernährung nehmen immer grössere Ausmasse an. Dies geht aus einer Studie des Indianermissionsrates der Brasilianischen Bischofskonferenz CIMI hervor.
Die Studie mit Namen “Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien 2006/2007“ wurde gestern auf der 46. Generalversammlung der Nationalkonferenz brasilianischer Bischöfe vorgestellt. Darin ist nachzulesen, dass vor allem Ruhr, Lungenentzündungen und Tuberkulose in den vergangenen zwei Jahren für den Tod von mindestens 51 Kindern indigener Abstammung sind – 29 in 2006 und 22 in 2007.
2006 sind laut der Vorlage im Bundesstaat Mato Grosso zudem 17 Kinder an Unterernährung gestorben. Auch in Rondônia wurden sieben Fälle registriert, in Tocantins waren es 11 Fälle. Neben Unterernährung sind jedoch auch Austrocknung und fehlende medizinische Betreuung für die Todesfälle verantwortlich. Aber auch in den Bundesstaaten Mato Grosso do Sul und Santa Catarina ist ein starker Anstieg zu verzeichnen. Die Studie sind dabei die Gründe in dem oftmals prekären gesundheitlichen Zustand der Mütter und den fehlenden Transportmöglichkeiten zu den staatlichen Gesundheitsposten.
Ohne eine adäquate Betreuung vor, während und nach der Geburt sei es den Müttern aufgrund der schlechten Gesundheit oftmals unmöglich, ihre Kinder ausreichend zu stillen. Daneben fehlt in vielen Fällen die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen und medizinischer Behandlung.
Laut der Studie der Bischofskonferenz sind im Jahr 2006 insgesamt 74 Fälle von Unterernährung registriert worden. Im Jahr 2007 waren es bereits 491 Fälle. Alleine im Mato Grosso do Sul wurden 184 Kinder mit Mangelerscheinungen behandelt. Diese Zahlen wurden auch von der staatlichen Gesundheitsbehörde Funasa bestätigt. Von 2.300 Kindern bis zu 5 Jahren, die von der Funasa behandelt wurde, litten 184 an Unterernährung, weitere 322 zeigten erste Anzeichen einer unzureichenden Ernährungssituation.
Aber auch die Gewalt gegen indigene Völker wird in dem Bericht ausführlich thematisiert. Erschreckende Zahlen werden dabei ebenfalls aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul gemeldet. Laut der Studie hat sich die Zahl der gewaltsamen Todesfälle innerhalb indigener Gruppen von 27 im Jahr 2006 auf 53 in Jahr 2007 praktisch verdoppelt. In ganz Brasilien stieg die Zahl um 64 Prozent von 57 Fällen in 2006 auf 92 Fälle in 2007.
Viele Todesfälle gehen jedoch auf interne Streitigkeiten innerhalb der Dorfgemeinschaften oder Familien zurück. Bei rund einem Drittel der Morde ist der Täter jedoch unbekannt, das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Die Opfer wurden dabei meist erst einige Tage nach ihrer Ermordung aufgefunden.
Dietmar Lang für BrasilienPortal