Die Sambaschule Unidos da Tijuca hat die berühmten Sambaparaden in Rio de Janeiro gewonnen und sich damit zum zweiten Mal nach 1936 den Titel gesichert. Mit 299.9 von möglichen 300 Punkten lag sie am Ende knappe 0.5 Punkte vor Grande Rio, die sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben musste.
Unter dem mystischen Motto „É Segredo!“ (Es ist ein Geheimnis!) verwandelte Unidos da Tijuca mit ihrer diesjährigen Parade das Sambódromo in eine Arena der Täuschungen und Illusionen. Die Tänzerinnen der Begrüssungskommission wechselten binnen Sekunden mehrere Mal die Kleidung, die Bibliothek von Alexandria ging täuschend echt in Flammen auf und Superhelden erklommen wie von Geisterhand geführt steile Wände. Zu erwähnen sind auch ein Allegoriewagen mit 5.000 echten Pflanzen und ein Michael Jackson Doppelgänger, der auf dem letzten Motivwagen den weltbekannten Moonwalk vollführte. Die 3.600 Teilnehmer, aufgeteilt auf 32 Kostümgruppen und 6 Motivwagen benötigten am Ende 79 Minuten für ihre Präsentation über die Mysterien der Menschheit.
Und gerade in diesen unglaublich vielen Details, den kostbaren und tatsächlich oft sehr teuren Kostümen, gigantischen Motivwagen mit einer einzigartigen Kreativität und Ideenvielfalt der jeweiligen Gemeinschaften ist die Faszination für den Karneval und die jährlichen Sambaparaden zu finden. Leider geht dieses Flair jenseits der brasilianischen Medien oft verloren und reduziert sich auf halbnackte Schönheiten und bunte Federn. Grund genug, näher Einzutauchen und das Spektakel einmal hautnah zu erleben – bei einer Reise zum Carnaval do Brasil.
Bereits am Sonntag und Montag fand das farbenfrohen Spektakel mit unzähligen Kostümgruppen und gigantischen Motivwagen statt, jedoch erst am Mittwochnachmittag Ortszeit wurde in der mit Spannung erwarteten Zeremonie das Ergebnis verkündet. 12 Sambaschulen sind in der Grupo Especial (Spezialgruppe) der Millionenmetropole unter dem Zuckerhut zusammengeschlossen, wobei der Letztplatzierte eines jeden Jahres in die 2. Liga absteigt und im kommenden Jahr erneut um den Aufstieg kämpfen müssen.
Dem Sieger der “Königsklasse“ hingegen winkt hingegen Ruhm und Anerkennung – und vor allem mehr finanzielle Unterstützung in der kommenden Kampagne. Fast das ganze Jahr über hatten Teilnehmer und Verantwortlichen an der jeweils bis zu 82 Minuten dauernden Parade im Sambódromo Marquês de Sapucaí gefeilt und gearbeitet, nun hat die vielköpfige Jury darüber entschieden. In den 10 Kategorien „Commissão de frente“ – „Evolução“ – „Mestre-sala e Porta-bandeira“ – „Harmonia“ – „Bateria“ – „Enredo“ – „Fantasia“ – „Alegoria“ – „Samba-Enredo“ und „Conjunto“ wurden von jeweils 5 Punktrichtern Noten vergeben und am Ende zusammen addiert. Als Neuheit in diesem Jahr wurde jedoch wie in São Paulo die jeweils beste und schlechteste Note einer jeden Kategorie nicht mit berücksichtigt. Bei Punkgleichheit hätten dann die Bewertungen der einzelnen Kategorien in einer vorher ausgelosten Reihenfolge den Ausschlag gegeben.
Die Bekanntgabe der Wertungsnoten fand am Ort des Geschehens direkt im Sambódromo bei gewohnten tropischen Temperaturen statt, die Zuschauer genossen abkühlende Duschen aus einem Wasserwerfer. Die “Apuração“ war eine gewaltige Zeremonie, bei der die Noten so langsam vorgelesen werden, dass jeder sie bequem mitschreiben konnte. Auch zum Mitfiebern in den jeweiligen Vereinshallen blieb genügend Zeit. Zuschauer in aller Welt konnten zudem die Bekanntgabe live im TV mit verfolgen.
Nachfolgend das Gesamtergebnis im Überblick: