Mit dem Versuch, die 29 Jahre ohne Titel in der “Grupo Especial“ zu beenden, entschied sich die “Portela“ zu einer Präsentation der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Stadt Rio de Janeiro in einer phantastischen Parade. Der grösste Champion des Carioca-Karnevals betrat die Avenida des Sambódromos um 03:00 Uhr in der Nacht zum Dienstag (04.03) mit 3.800 Teilnehmer und beeindruckenden 41 Alas, 7 allegorischen Wagen und drei Stativen. Ihr Thema ”Um Rio de mar a mar: do valongo à Glória de São Sebastião” (Ein Fluss von Meer zu Meer: Von “Valongo” zur Glorie von “São Sebastião”) wurde präsentiert in Blautönen, mit viel Weiss und Gold.
Viele Schulen präsentierten technologische Neuheiten in ihren Allegorien – mit beleuchteten Elementen und Akrobatik von professionellen Artisten aus aller Welt. Die ”Portela“ jedoch, aus dem Stadtteil Madureira, überraschte mit einer Drohne, einem ferngesteuerten Flugobjekt in Form eines Adlers, dem Symbol der Schule, der den Sambódromo überflog. Innovative Technologie wurde auch bei der Beleuchtung, der Vertonung und der Artikulation der allegorischen Wagen angewandt.
Unter der Regie des Karnevalisten Alexandre Louzada war die Parade umfassend und aktuell gestaltet. Die “Portela“ war die einzige Schule, die eine Anspielung auf jene Bürger-Protestbewegung machte – wenn auch nur kurz – die im Juni 2013 in São Paulo begann und sich dann über das ganze Land ausbreitete – besonders auch in Rio. “Eu vou da revolta da chibata / ao sonho que faz passeata / seguindo a canção triunfal“ (Ich werde gegen den Stock revoltieren / den Traum eines Spaziergangs / und folgen dem triumphalen Gesang) hiess es im Samba.
Ausser der politischen Abhandlung, waren die Kultur, die Kommunikation und die Architektur weitere Themen, welche die Geschichte der Stadt prägten, und von der blau-weissen Schule erzählt wurden. Und immer, ganz klar, wurde zwischendurch das Meer nicht vergessen. Die Front-Kommission begann als Rios Geschichte selbst: Mit einem Zusammenstoss zwischen Franzosen und Portugiesen an der Küste.
Diverse Alas zeigten die Veränderung der Stadt nach der Ankunft der kaiserlichen Familie, und präsentierten die Perioden, in denen sie mit ihrem Hauptstadt-Staus wuchs – mittels der Geschichte der “Avenida Rio Branco“, angelegt zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, unter dem Namen „Avenida Central“.
Unter den besagten Veränderungen verdienten jene Kostüme der Anspielung auf diverse Zeitungen und Radiosender besondere Beachtung. In kulturellen Aspekt präsentierte die Parade die afrikanischen Orixás-Gottheiten, das Ballett, die Musik, die Literatur und das Kino, mittels eines grossen, bemerkenswerten Wagens, der den Stadtteil “Cinelândia“ repräsentierte. Zwei allegorische Wagen reproduzierten imponente Gebäude jener Zeit: das Munizipal-Theater, eingeweiht 1909, und den “Palácio Monroe“, der 1976 abgerissen wurde.
Die politische Geschichte der Karnevals-Paraden hatte ihren speziellen Sektor, angefangen mit einer Ala, die die Repression durch die Polizei während der Militärdiktatur darstellte – sogar ein Panzer war dabei. Es folgten die Kundgebungen für Direktwahlen und danach für das Impeachment des Ex-Präsidenten Fernando Collor de Mello – Erinnerungen in Alas mit den Farben Brasiliens.
Der vorletzte Wagen war einfach grandios! Betitelt “Desperta o Gigante“ (Weck den Riesen auf) stützte das Stativ eine riesenhafte Puppe, die expressive Bewegungen ihres Rumpfes, der Arme und der Augen vollführte, umringt von Manifestanten, die Plakate schwenkten, auf denen sie ihre Bürgerrechte einforderten. Die “Portela“ beendete ihre Parade so wie sie sie begonnen hatte: Mit einer Ehrung des Meeres, von dem die Stadt umgeben ist und ihrer versteckten Hoffnung, es zurück in die Spitze der “Grupo Especial“ zu schaffen.