Rio de Janeiro steckt in einem Dilemma. Weil die Stadt vor dem Bankrott steht, hat Bürgermeister Marcelo Crivella angekündigt, die Zuschüsse für die farbenprächtigen Paraden im Sambódromo um die Hälfte zu kürzen. Die Vereinigung der Elite-Sambaschulen (Liesa) hat daraufhin schon einmal das Aus der Umzüge angekündigt, sollten keine Alternativen zur Finanzierung gefunden werden.
Schon in den vergangenen Jahren mussten die Sambaschulen Streichungen in Millionenhöhe hinnehmen. Ausfälle mussten sie sowohl seitens der Landesregierung einstecken als auch des Ölkonzerns Petrobras. Die sind 2016 und 2017 teilweise von der Stadtverwaltung Rio de Janeiros aufgefangen worden.
Über fünf Jahre hinweg haben die Elite-Sambaschulen jeweils eine Millionen Reais (umberechnet derzeit etwa 280.000 Euro) erhalten, um ihre kostspieligen Paraden zu finanzieren. In den vergangenen zwei Jahren ist der Betrag verdoppelt werden.
Crivella spricht deshalb von einer “Anpassung“ und nicht einer Kürzung der Zuschüsse. Nachgesagt wird ihm allerdings auch, dass er aus Glaubensgründen dem Karneval den Geldhahn zudreht. Crivella ist Bischoff der neupfingstlichen Kirche “Universal do Reino de Deus“.
Jetzt müssen sich die mitten in den Vorbereitungen steckenden Sambaschulen nach neuen Finanzgerbern umsehen. Im Gespräch sind Privatfinanzierungen und Werbeverträge. Ähnlich wie beim Fußball müsste dann das Sambódromo mit Werbetafeln geschmückt werden. Angesichts der Wirtschaftskrise Brasiliens machen sich die Sambaschulen allerdings keine allzu großen Hoffnungen, dass die Rechnung aufgehen wird.
Riotur-Präsident Marcelo Alves ist sich hingegen sicher, dass eine Lösung gefunden wird. Allerdings hat das Fremdenverkehrsamt Rio de Janeiros bis jetzt noch nicht einmal seine Schulden bei den Sambaschulen aus dem vergangenen Karneval beglichen.
Die Paraden sind hingegen das Aushängeschild der Stadt am Zuckerhut. Sie sorgen jährlich für Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe, schaffen Arbeitsplätze und heizen den Tourismus an.