Beim Karneval 2020 im Sambódromo Rio de Janeiros werden am 23. und 24. Februar 13 Elite-Sambaschulen für das berühmteste Karnevalsspektakel der Welt sorgen.
Paraden vom Sonntag auf Montag, 23./24. Februar 2020
Bei den Paraden sind die “enredos“ das Herzstück. Sie geben die Themen der Paraden vor. Nach ihnen richten sich die allegorischen Wagen, die Kostüme und Figuren.
In der Nacht vom 23./24. Februar werden im Samódromo Rio de Janeiros sieben der 13 Elite-Sambaschulen mit ihren Paraden um den Titel als Champion antreten. Wir haben hier für Sie die Enredos der Sambaschulen Estácio de Sá, Unidos do Viradouro, Estação Primeira de Mangueira, Paraíso do Tuiuti, Acadêmicos do Grande Rio, União da Ilha do Governador und Portela zusammengefasst.
Estácio de Sá
Pedra
Stein
Estácio de Sá war 2019 Titelgewinner der Gruppe A und ist damit in die Elitegruppe aufgestiegen. Jetzt will sie mit “Pedra“ ihr Können beweisen und ihren Platz in der Elitegruppe zementieren. Ihr zur Seite steht die Karnevaleska Rosa Magalhães. Sie vereint so viele Siegertitel wie kein anderer der Karnevalesken. Ihr letzter Titel liegt allerdings ein paar Jahre zurück: 2013 mit der Sambaschule Vila Isabel. Mit “Pedra“ will sie die verschiedenen Seiten des Steins beleuchten, von der Base der Erde über die Edelsteine und den Bergbau, die Felsen und zu den Steinproben vom Mond und zur Literatur.
Unidos do Viradouro
Viradouro de alma lavada
Viradouro mit reiner Seele
Der aktuelle Vize-Champion hat sein Enredo den “Ganhadeiras de Itapuã” gewidmet, einer kulturellen Manifestation Bahias. Die Ganhadeiras, Fischhändler, waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aktiv. Gemeinsam haben sie etliche Sklavinnen und ihre Verwandten freigekauft. Vor 15 Jahren sind die Ganhadeiras musikalisch aufgelebt. Ein Thema der Parade wird neben der Geschichte, dem Überlebenskampf und der Solidarität deshalb auch die Musik sein.
Estação Primeira de Mangueira
A Verdade Vos Fará Livre
Die Wahrheit macht uns frei
Estação Primeira de Mangueira hat sich 2019 mit seinem Enredo über nicht beachtete Geschichtshelden wie Indios und Schwarze den Titel geholt. Auch 2020 wird die traditionsreiche Sambaschule wieder mit einem Thema zum Nachdenken aufwarten. Im Mittelpunkt steht Jesus Christus, der auf die Erde zurückkehrt und sich mit den Ärmsten, wie den Favela-Bewohnern verbrüdert. Zeigen will der Carnavalesco Leandro Vieira nicht die biblische, sondern die menschliche und politische Seite, wie er sagt. Angeprangert wird aber auch die Heuchelei vieler Religiöser, die Hasspredigten so mancher und die steigende Intoleranz, sei es gegenüber anderer Religionen oder Gruppen..
Paraíso do Tuiuti
O Santo e o Rei: Encantarias de Sebastião
Der Heilige und der König: Manifestationen des Sebastião
São Sebastião ist der Schutzheilige Rio de Janeiros und der Sambaschule Paraíso do Tuiuti. Dom Sebastião I. war König von Portugal. Sein Tod bei einer Schlacht in Nordafrika hat im brasilianischen Bundesstaat Maranhão zu einigen Legenden geführt. Beides soll erzählt werden. Gezogen werden sollen ebenso Vergleiche zur aktuellen Situation Brasiliens.
Acadêmicos do Grande Rio
Tata Londirá: o Canto do Caboclo no Quilombo de Caxias
Tata Londirá: Die Erzählung des Caboclo im Quilombo von Caxias
Erzählt wird mit dem Enredo die Geschichte des Joãozinho da Gomeia, Pai de Santo, der in Bahia geboren wurde und in Duque de Caxias gewirkt hat. Die Parade entführt in die Welt der afrikanischen Religionen, die in Brasilien lebendig sind und erzählt die Geschichte des religiösen Mannes, der Schwarzer war und Homosexuell. Joãozinho da Gomeia ist von tausenden Menschen aufgesucht worden, unter ihnen Künstler, Botschafter und auch Politiker wie Getúlio Vargas.
União da Ilha
Nas Encruzilhadas da Vida, entre becos, ruas e vielas, a Sorte está Lançada: Salve-se quem puder!
An den Scheidewegen des Lebens, zwischen Sackgassen, Straßen und Gassen, dem Glück überlassen: Rette sich wer kann!
Das Enredo der União da Ilha do Governador dreht sich um das Leben, im speziellen dem Leben in den Favelas mit all seinen Herausforderungen und der “unsichtbaren“ Bevölkerung der brasilianischen Großstädte. Im Mittelpunkt steht die Frau, die Mutter mit all ihrer Liebe, aber auch mit all den Problemen, denen sie gegenübersteht, wie der Gewalt.
Portela
Guajupiá – Terra sem Males
Guajupiá – Erde ohne Schlechtes
Portela bringt die Geschichte der Indios auf die Samba-Avenida, die einst dort gelebt haben, wo heute Rio de Janeiro steht. Erinnert wird an die Kultur, Gebräuche und Traditionen der Tupinambás, an ihr Sozialleben und ihre Religion. Angesprochen wird aber auch die aktuelle Situation und Politik, den Versuchen die Rechte der Indigenen zu begrenzen und sie “einzugliedern“. Mit Kritik an Präsident Jair Bolsonaro und Rio de Janeiros Bürgermeister Marcelo Crivea darf gerechnet werden.