“Brasilien ist um zwei Silbermedaillen bei diesen olympischen Spielen reicher“. Mit diesem Satz begannen unsere Olympia-Nachrichten vom gestrigen Donnerstag. Und auch heute kann man ihn verwenden. Brasilien hat sie zwar noch nicht, wird sie jedoch mindestens noch gewinnen. Wenn nicht sogar welche aus Gold. Denn das Volleyballteam der Männer und Frauen steht jeweils im Finale des olympischen Wettbewerbs und könnte damit in die Analen eingehen.
Medaillen wurden aber auch heute schon gewonnen. Im Beachvolleyball gab es Silber und Bronze, im Fussball Bronze und im Weitsprung sogar Gold. Andere Athleten hatten weniger Glück und verpassten knapp Edelmetall. Die 4x100m Staffel der Männer und Frauen landete jeweils auf dem undankbaren 4. Platz. Mit vier Medaillen war dies jedoch trotzdem aus brasilianischer Sicht der erfolgreichsten Tag bei der diesjährigen Olympiade, die nun in zwei Tagen schon wieder vorbei ist.
Keine Angst, es folgt noch kein Rückblick auf die vergangenen zwei Wochen, heute werden wir uns wie gewohnt Meldungen und Ergebnissen mit brasilianischer Beteiligung der letzten 24 Stunden widmen. Zuerst ein Überblick über andere Sportarten, am Ende der Sendung geht es dann um Gold, Silber und Bronze.
Im modernen Fünfkampf der Frauen kam die Brasilianerin Yane Marques am Ende nicht über einen enttäuschenden 18. Platz hinaus. Während des Schiessens und Fechtens lag sie noch auf einem Medaillenrang, selbst nach dem Schwimmen gab es noch Chancen für olympisches Edelmetall. Doch im Reiten und im abschliessenden 3.000m Lauf im Vogelnest von Peking büsste die 24-jährige viele Punkte ein. Sie beendete den Mehrkampf mit 5.332 Punkten mit 460 Punkten Rückstand auf die Siegerin Lena Schöneborn aus Deutschland. Silber holte Heather Fell aus England, Bronze ging an Victoria Tereshuk aus der Ukraine.
Beim Turmspringen der Männer vom 10-Meter-Brett waren gleich zwei brasilianische Teilnehmer am Start. Hugo Parisi kam mit 412.95 Punkten jedoch nicht über Rang 19, Cassius Duran mit 389.65 Punkten nicht über Rang 24 hinaus.
Und auch für die rhythmische Sportgymnastik kann es bei kommenden Olympiaden nur besser werden. Daniela Leite, Luana Faro, Luisa Matuo, Marcela Menezes, Nicole Müller und Tayanne Mantovaneli konnten auch am zweiten Wettkampftag die Punktrichter nicht beeindrucken. Nachdem sie gestern mit 5 Seilen schon auf dem 12. und letzten Platz lagen, beendeten sie ihren olympischen Auftritt nach den Übungen mit 3 Reifen und 2 Keulen ebenfalls mit der roten Laterne und sind daher beim Finale am Sonntag nicht mit dabei.
Im Halbfinale beim Volleyball der Männer hat die brasilianische Auswahl mit 3:1 Sätzen (19:25, 25:18, 25:21, 25:22) gegen Italien gewonnen und zieht erneut ins olympische Finale ein. Gegner der Olympiasieger von Athen ist ewiger Rivale USA, der sich vor 4 Jahren mit Silber begnügen musste. Morgen spielen bereits die brasilianischen Volleyballerinnen um olympisches Gold – ebenfalls gegen die USA.
Zur Leichtathletik: Zehnkämpfer Carlos Chinin, der nach seinem Patzer beim Kugelstossen am gestrigen ersten Wettkampftag ans Tabellenende abrutschte, ist heute gar nicht mehr angetreten. Die verblieben 5 Prüfungen fanden ohne ihn statt.
Ausgeschieden im Vorlauf der 4x400m ist die brasilianische Frauenstaffel. Maria Laura Amirão, Josiane Tito, Emmily Pinheiro und Lucimar Theodoro benötigten 3:30,10 Minuten und landeten in der Gesamtwertung auf Rang 13.
Pech, ich hatte es Eingangs erwähnt, auch im Finale bei den 4x100m Staffeln beider Geschlechter. Dem Frauenteam um Lucimar Moura, Rosângela Santos, Rosemar Coelho Neto und Thaissa Presti fehlten am Ende 9/100 für einen Platz aufs Podium. Mit 43,14 Sekunden wurden sie nach Russland, Belgien und Nigeria nur Vierte.
Bei den Männern war es sogar nur 9/100 Abstand zum Drittplazierten Japan. José Carlos Moreira, Bruno de Barros, Sandro Viana und Vicente Lenilson benötigten für die Stadionrunde gemeinsam 38,24 Sekunden und müssen sich mit Blech zufrieden geben. Gold ging wie erwartet an Jamaika, glücklicher Silbermedaillengewinner ist Trinidad-Tobago.
Und im Wettbewerb 50km Gehen der Männer landete der einzige brasilianische Teilnehmer Mário dos Santos auf dem 41. Platz. Am Ende hatte er mit 4:10,14 Stunden über eine halbe Stunde Rückstand auf den neuen Olympiasieger Alex Schwazer aus Italien. Silber ging an Jared Tallent aus Australien, Bronze sicherte sich Denis Nizhegorodov aus Russland.
Aber nun endlich zu den Medaillen des Tages. Und wir beginnen mit dem Beachvolleyball der Männer. Brasilien hat dabei Silber sowie Bronze gewonnen. Im Spiel um Platz 3 setzten sich Ricardo und Emanuel gegen das Duo Geor und Gia aus Georgien durch und sicherten sich Bronze. Im Anschluss verloren Márcio und Luiz Fabiano in einem spannenden Finale jedoch gegen die US-Amerikaner Rogers und Dalhausser in 1:2 Sätzen und müssen sich mit Silber zufrieden geben.
Im kleinen Finale hatten Ricardo und Emanuel gegen die gebürtigen Brasilianer Geor und Gia, die jedoch für die Kaukasusrepublik starten, leichtes Spiel. Mit 21:15 und 21:10 konnten die Olympiasieger von 2004 schnell klare Verhältnisse schaffen und sich das begehrte Edelmetall sichern. Im Halbfinale waren sie am anderen brasilianischen Duo Márcio und Luiz Fabiano gescheitert.
Diese wiederum konnten im Finale gegen ihre Gegner aus den USA leider kein Gold erkämpfen. Nach einem ausgeglichenen ersten Satz, den die Amerikaner knapp mit 23:21 gewannen, kamen die Brasilianer besser ins Spiel und entschieden den zweiten Durchgang mit 21:17 für sich. Im Tie-Break verloren sie jedoch leicht die Nerven und wurden nachlässig – ein Fehler, den die US-Boys direkt bestraften. Mit 15:4 ging der dritte Satz und somit der Sieg klar an Rogers und Dalhausser, die damit nicht unverdient Gold in den Händen halten.
Zum Fussball: Zwei Tage nach der schmachvollen Niederlage im Halbfinale gegen Argentinien hat die brasilianische Olympiaauswahl das kleine Finale gegen Belgien mit 3:0 gewonnen und sich die Bronzemedaille gesichert. Torschützen für Brasilien in der durchwachsenen Partie waren Diego in der 27. und Jô in der 44. sowie 92. Minute.
Die Zuschauer im ausverkauften Arbeiterstadion in Shanghai sahen eine kurzweilige Partie mit Chancen auf beiden Seiten, wobei die Brasilianer ihre Chancen besser zu nutzen wussten. Bereits 1984 und 1988 konnte die Seleção beim olympischen Fussballturnier Silber gewinnen, 1996 war es wie dieses Jahr Bronze. Die Medaille wird den Sportlern am Samstag nach dem Endspiel zwischen Argentinien und Nigeria überreicht.
Stürmerhoffnung Jô spielte von Beginn an auf Geheiss von Coach Carlos Dunga an der Seite von Ronaldinho, was sich auch durch ein agiles Angriffsspiel auszahlte. Trotzdem gab es in der Anfangszeit einige Abstimmungsprobleme, die Belgien immer wieder zu gefährlichen Kontern nutzen konnte. Nach 27 Minuten konnte dann Jô jedoch auf Rafinha vorlegen, der wiederum zu Diego verlängerte. Der Profi von Werder Bremen zirkelte den Ball durch zwei belgische Abwehrspieler hindurch zum erlösenden 1:0. Kurz vor dem Halbzeitpfiff war Jô abermals zur Stelle. Ronaldinho spielte zu Ramires, dieser versuchte den Ball ins kurze Eck zu schieben. Doch der belgische Keeper konnte den Ball noch abfälschen. Das Leder hob sich im Fünfmeterraum in die Luft und der ideal positionierte Jô brauchte nur noch den Kopf zum 2:0 hinzuhalten.
In der zweiten Hälfte leistete die Seleção nur noch “Notdienst” und liess sich weit zurückfallen. Doch Belgien hatte zu keiner Zeit eine 100%ige Torchance, wenn auch Renan mit der ein oder anderen Parade sein Team vor einem Rückstand bewahren musste. Erst in der Nachspielzeit konnte Jô durch einen Konter aus dem Mittelfeld heraus den verdienten 3:0 Endstand herstellen. Nach dem dritten Platz 1996 in Atlanta kann die Seleção nun erneut Bronze ihr Eigen nennen, richtige Freude wird dabei jedoch kaum aufkommen. Lediglich 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul kam die Seleção ins Finale eines olympischen Fussballturniers, dem ersten Olympiasieg jagt der fünffache Weltmeister jedoch weiter hinterher.
Diesen hat jedoch heute Maurren Maggi erzielt. Im Weitsprung holte sie die zweite Goldmedaille für Brasilien bei diesen olympischen Spielen. Ihre Weite von 7,04m aus ihrem ersten Versuch reichte am Ende aus, sich den bislang grössten Titel der Karriere zu sichern. Keila Costa, die zweite Brasilianerin im Feld, beendete den Wettkampf mit 6,43m auf Rang 11.
Für Maggi war es ein nervenaufreibender Wettkampf, lag sie doch von Beginn an in Führung und musste auf kürzere Weiten der Konkurrenz hoffen. Sie selbst konnte sich im Verlauf der sechs Durchgänge nicht mehr verbessern. Stärkste Konkurrentin war die Russin Tatyana Lebedeva, die in ihrem letzten Versuch ebenfalls dem Auge nach über 7 Meter sprang und dabei einen gültigen Versuch hinlegte. Banges Warten mit dem Blick auf die Anzeigetafel folgte, wobei in diesem Moment die Brasilianerin bereits Silber sicher hatte. Als dann die Weite von 7,03m aufleuchtete, gab es für die 32-jährige kein halten mehr. Mit einer riesigen Fahne drehte sie jubelnd eine Ehrenrunde im Stadion. Kurz darauf lag sie ihrem Trainer in den Armen und beide liessen ihren Emotionen freien Lauf. Bronze gewann Blessing Okagbare aus Nigeria mit 6,91m.
Dem Wettkampf waren in den vergangenen Tagen einige Unruhe sowie Überraschungen voraus gegangen. Zuerst konnte sich die grosse Favoritin, die Portugiesin Naide Gomes nicht für das Finale qualifizieren, dann wurde die Silbermedaillengewinnerin im Siebenkampf, Ljudmila Blonska aus der Ukraine des Dopings überführt und erhielt ein Startverbot. Sollte das Sportgericht heute den Dopingfall bestätigen, muss sie ihre Medaille wieder abgeben. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass Maggi vor 5 Jahren wegen Dopings ebenfalls gesperrt war und das Ende ihrer Karriere drohte.
Durch das verkleinerte Teilnehmerfeld konnte sich die Paulista nun wirklich Chancen auf eine Medaille machen. Dass es am Ende Gold wurde ist umso erfreulicher, haben doch die brasilianischen Leichtathleten in dieser Woche – sie konnten es ja detailliert hier in den Olympianews mitverfolgen – keine guten Leistungen gezeigt. Ob im Stabhochsprung, Hochsprung, Dreisprung oder auch in den Läufen konnte kein Teilnehmer mit der Weltspitze mithalten. Letztmalig stand übrigens im Jahr 1984 mit Joaquim Cruz, der über 800m siegte, ein brasilianischer Leichtathlet bei Olympia ganz oben auf dem Treppchen. Maggi ist zudem die erste Frau, die für Brasilien eine Goldmedaille in der Leichtatlethik gewinnen konnte.
Noch ein kurzer Blick auf den Medaillenspiegel und das Wochenende. Mit zwei Gold-, drei Silber- und sieben Bronzemedaillen liegt Brasilien derzeit auf Rang 26 in der Länderwertung. In Athen vor 4 Jahren waren es fünf Gold-, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen und am Ende Rang 16. Damit wurde in diesem Jahr schon zwei Medaillen mehr errungen, allerdings fehlen noch drei Goldmedaillen. Und diese könnten wie bereits erwähnt bei den beiden Volleyball-Teams noch hinzukommen. Zudem stehen am Samstag noch Entscheidungen mit brasilianischer Beteiligung im Mountain Bike der Männer und Frauen sowie im Teakwondo der Frauen auf dem Programm. Und am Sonntag findet noch der Marathon der Männer statt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.