Es war eine beeindruckende und vor allem eine bewegende Feier, mit der im Maracanã-Stadion die ersten paralympischen Spiele Südamerikas eröffnet worden sind. Mit Samba, Spezialeffekten und spektakulären Beiträgen von Menschen mit Behinderungen hat sie das Publikum begeistert. Für den nach der Amtsenthebung Dilma Rousseffs eingesetzten Präsidenten Michel Temer hat es hingegen Buhrufe und Pfiffe gehagelt.
Eingeleitet wurde die Feier mit einem Video von der Reise des Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) und Ex-Athleten Philip Craven durch Brasilien nach Rio de Janeiro. Kurz später kam es dann zu einem kollektiven Luftanhalten, als der Para-Athlet Aaron Whelez mit einem Rollstuhl eine 15 Meter hohe Rampe hinunter gefahren und mit einem Salto samt Rollstuhl durch die Null gesprungen ist.
Für Emotionen hat ebenso Dirigent und Pianist João Carlos Martins gesorgt, der auch nach mehreren Schicksalsschlägen, die ihn körperlich eingeschränkt haben, noch musikalisch aktiv ist. Ihm kam die Ehre zuteil, die Nationalhymne zu spielen.
Mit einem beeindruckenden Ballett hat ein blindes Paar aufgewartet während die Amerikanerin und Para-Snowboarderin Amy Purdy auf Prothesen getanzt hat. Um die Bedeutung der Technik für die Menschen zu symbolisieren, hat sie zunächst mit einem Industrieroboter getanzt, um dann das Publikum mit einem Samba zu begeistern.
Mit Applaus sind die Delegationen der teilnehmenden Länder beim Einzug ins Stadion empfangen worden. Sie standen stellvertretend für die 4.342 Para-Athleten aus 163 Ländern und der Flüchtlingsdelegation, die ab Donnerstag (8.) bis zum 18. September bei den paralympischen Spielen ihr Können messen werden.
Sie waren bei der Feier ebenso durch ein Werk des Künstlers Vik Muniz vertreten. Jede ins Stadion einziehende Delegation hat ein Puzzlestück mit den aufgedruckten Konterfeis der Sportler mit sich getragen. Als Muniz selbst das letzte Puzzle eingesetzt hat, ist mit Lichtprojektzierungen daraus ein Herz entstanden, das in allen Menschen schlägt.
Ein anderer Beitrag hat die Frage aufgeworfen, was es bedeutet perfekt zu sein. Ausgehend von Leonardo da Vincis Zeichnung vom vitruvianischen Menschen mit perfekten Proportionen in einem Quadrat, haben 18 Tänzer Menschen mit Behinderungen repräsentiert und ein menschliches Kaleidoskop mit beeindruckenden Formen gebildet.
Tosenden Applaus hat Márcia Malsar erhalten. Sie ist mehrfache Medaillenträgerin und hat in der paralympischen Bewegung Brasiliens eine wichtige Rolle gespielt. Nachdem sie die olympische Fackel von Antônio Delfino entgegen genommen hatte, ist sie wenig später bei dem mittlerweile eingesetzten Regen aus dem Gleichgewicht geraten und gefallen.
Sie stand aber wieder schnell auf den Füßen, um die Fackel weiter zu tragen und an Adria Rocha dos Santos zu übergeben. Die hat sie schließlich Clodoaldo Silva, dem „Schwimmhai“ übergeben, der bereits 13 Medaillen auf sich vereint.
Er war es, der die Fackel die Stufen hinauf zum Becken des olympischen Feuers tragen und dieses entzünden sollte. Noch einmal gab es dabei einen Hinweis zum Thema Integration. Clocoaldo ist Rollstuhlfahrer und stand Sekunden am Fuß der unüberwindlich zu erscheinenden Treppe, bis sich schließlich eine Rampe quer über die Stufen gebildet hat und der Sportler diese unter Applaus hinauf gerollt ist.
Während in den Stadien der Paralympics und auch in deren Umgebung bei den Vorbereitungen auf die Zugänglichkeit geachtet worden ist, haben es Menschen mit Einschränkungen in den meisten Städten Brasiliens schwer. Bürgersteige mit Schlaglöchern und voll von Hindernissen, fehlende Rampen, nicht vorhandene Audio-Hilfen für Blinde sind ein paar der vielen Hürden, denen sich Menschen mit Behinderungen gegenüber sehen.
Dabei leben nach offiziellen Angaben 6,2 Prozent der Bevölkerung mit einer Behinderung. Sie hoffen auf einen positiven Effekt der paralympischen Spiele. Immerhin wird die Zugänglichkeit in den Medien derzeit stärker disutiert. Die räumen den Paralympics gleichzeitig aber weniger Bedeutung zu.
Die Eröffnungsfeier ist von den großen Fernsehsendern nicht übertragen worden. Gezeigt haben diese lediglich Ausschnitte.