Brasilien trauert: Kroatien liefert Krimi und sorgt für Aus vom Traum des sechsten WM-Titels der Seleção

Und wieder ist der Traum Brasiliens vom Hexa, dem sechsten WM-Titel geplatzt. Wieder kam das Aus im Viertelfinalspiel. Dieses Mal gegen Kroatien nach einem 120-minütigen Krimi, der erst beim Elfmeterschießen ein Ende zugunsten der europäischen Elf nahm.

WM-Aus – Foto: Tania-Reg/AgenciaBrasil

Der Schmerz über das Aus bei der Fußballweltmeisterschaft in Qatar sitzt tief. Nicht nur viele Fans und einige Spieler gaben sich nach dem verlorenen Elfmeterschießen den Tränen hin. Auch so manchem Kommentator fehlten die Worte, kamen die Tränen in die Augen. Eine Niederlage gegen Kroatien hatten Viele nicht erwartet. Die Menschenmassen hatten das Spiel vielmehr mit Spannung und Optimismus an den vielerorts im Freien aufgestellten Bildschirmen verfolgt.

Doch der Krimi wurde wieder zum Viertelfinaldrama. Seit dem fünften WM-Titel im Jahr 2002 hat es die Seleção nicht mehr geschafft, sich im Viertel- oder Halbfinale (2014) gegen ihre Gegener aus Europa durchzusetzen.

”Prepare o coração”, sagte Sportjournalist Galvão Bueno (Bereite dein Herz vor) noch zu Beginn. Das war auch notwendig. Von Anfang an baute die Seleção immer wieder Torchancen auf, dominierte das Spiel. Nur ins Netz gegangen ist der Ball nicht. Entweder landete er im Aus, am Pfosten oder wurde von Dominik Livaković aufgehalten. Der hatte schon vor dem Viertelfinale laut Fifa bei der WM in Qatar für die Kroaten über 40 Treffer verhindert und auch jetzt wieder seine Künste gezeigt.

Erst in der Nachspielzeit der Verlängerung schaffte es Neymar endlich, den Ball vorbei an Torwart Dominik Livaković mit einem ”golasso“ (Supertor) im Netz zu versenken. Lange hielt das Aufatmen der Fans aber nicht an. In der 117. Minute ging der Ball am schwarzgekleideten Alisson vorbei, sorgte Bruno Petkovic für das Gegentor Kroatiens und der Krimi ging weiter. Jetzt beim Elfmeterschießen.

Aber die Hoffnung schrumpfte schon beim ersten Versuch der Seleção. Livaković fing den Ball von Rodrygo auf. Drei Bälle später traf Marquinhos nur den Pfosten, war das Aus für die Brasilianer besiegelt, breitete sich die Enttäuschung auf den Gesichtern der Seleçãospieler und der brasilianischen Fans aus.

Dass Neymar mit seinem Treffer bei der Toranzahl mit ”König“ Pelé nun gleichgezogen hat, wurde zur Nebensache. Beide haben für die Seleção 77 Tore erzielt. Pelé war allerdings ein wenig effektiver. Er schaffte 77 Tore in 91 Spielen, Neymar 77 Tore in 122 Spielen. Sein 77stes Tor feierte Neymar nun jedoch mit Tränen über die Niederlage.

Dabei hatte es gut angefangen. Versucht wurde alles. Sogar beim Trikot wurde auf Positiv gesetzt: Mit gelbem Trikot, blauen Shorts und neongrün geränderten, blauen Strümpfen. Die gleiche Uniform trugen die Spieler der Seleção auch bei der WM 2006 in Deutschland. Damals gewannen sie gegen Kroatien mit einem 1:0.

In der Halbzeitpause wurde in der brasilianischen TV Werbung der Taubentanz eingeblendet, tanzten Kinder, Erwachsene und Senioren ganz so, wie es Richarlison nach einem erzielten Tor tut. Aber Richarlison hat dieses Mal nicht getanzt. Auch Vinícius Júnior und all seine Kollegen nicht. Sie saßen nach dem Spiel vielmehr frustriert auf dem Rasen des Spielfeldes.

Viele Brasilianer finden dennoch in der Musik Trost. Am Strand der Copacabana gab es kurz nach der Niederlage für die trauernden Fans einen Samba zum Trost. Gespielt wurde ”Tá Escrito“. ”Erga essa cabeça, mete o pé e vai na fé. Manda essa tristeza embora. Basta acreditar que um novo dia vai raiar. Sua hora vei chegar.” Frei übersetzt etwa: ”Hebe den Kopf, geh weiter und glaube. Schick diese Traurigkeit weg. Es reicht zu glauben, dass ein neuer Tag aufgeht und deine Stunde schlagen wird.”

Auch wenn sie jetzt eine Niederlage einstecken mussten, geben die Brasilianer ihre Hoffnung nicht auf. In vier Jahren werden sie schließlich wieder eine Chance haben, ihren Hexa-Traum zu verwirklichen. Dann wird allerdings nicht mehr Tite die Seleção trainieren. Er hatte schon vor Beginn der WM in Qatar angekündigt, dass dies seine letzte Seleção-Runde gewesen sein wird.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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