Auch wenn die Brasilianerinnen anfangs eher nervös aufgetreten sind, haben sie doch ihren Rhythmus gefunden und ihr Auftaktspiel der Frauen-Fußballweltmeisterschaft in Australien gleich mit einem vier zu Null gegen die Frauenelf von Panama besiegelt.
Der große Star des Auftaktes der Seleção war die 23-jährige Ary Borges. Es ist ihre erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Bei der war sie aber gleich für drei der vier Tore Brasiliens verantwortlich. Anders als viele Fußballerinnen Brasiliens hatte Ary schon als Kind Unterstützung von ihren Onkels, Cousins und Eltern beim Spiel mit dem Ball. Das gilt in Brasilien nach wie vor als Spiel der Jungen und Männer.
Für Ary hat der Fußball eine besondere Bedeutung. Die im Nordosten Brasiliens geborene Fußballerin wuchs die ersten zehn Jahre ihres Lebens bei ihrer Oma in Maranhão auf. Wie viele Brasilianer des Nordostens waren auch ihre Eltern in die Megametropole São Paulo gezogen, um dort Arbeit und ein Auskommen zu suchen.
Erst als Ary elf Jahre alt war, ist sie nachgezogen und hat ihre Eltern kennengelernt. Auch in São Paulo spielte sie Fußball. Der wurde für sie mehr als Sport. Er war auch ein Mittel, ihren Trennungsschmerz zu überwinden und sich in der fremden Stadt und der für sie neuen Familie zu integrieren, wie sie einmal in einem Interview gesagt hat.
Jetzt hat sie ihren ersten drei WM-Tore geschossen. Die hat sie mit einem „dancinha“, einem Tanz ihrem Idol Marta gewidmet. Marta selbst ist erst im letzten Drittel der zweiten Halbzeit unter dem lautstarken Beifall des Publikums ins Spiel gekommen. Mit 17 Toren hat keiner mehr WM-Tore wie Marta, auch keiner der Männer. Im Hindmarsh Stadium in Adelaide konnte sie zwar nicht noch eins oben drauf setzen, aber einige Chancen bleiben ihr ja noch.
Beim Spiel gegen Panama hätten es mehr Tore werden können. Etliche Chancen wurden von der Seleção vergeben. Von weit über 20 Versuchen sind nur vier ins Netz gegangen. Die haben für die Brasilianerinnen aber ausgereicht, um sich an die Spitze in ihrer Gruppe zu setzen.
Fernab in der Heimat haben die Brasilianer zumindest gedanklich ihren Frauen in Down Under den Rücken gestärkt. In der Nacht vor dem Auftaktspiel wurde das berühmte Wahrzeichen Rio de Janeiros, der Cristo Redentor, in den Farben der Seleção bestrahlt und erstmals gab es bei einer Weltmeisterschaft des Frauenfußballs auch eine offizielle Genehmigung, sich während der Zeit des Spiels freizunehmen. Bei der WM des Männerfußballs ist das schon seit langem Gang und gäbe.
Obwohl das Spiel nach brasilianischer Zeit schon um acht Uhr morgens stattfand, hatte es viele Fans vor den Fernseher gezogen.
Brasilien gilt nicht als WM-Favorit, könnte aber für eine Überraschung sorgen. 2019 kam das WM-Aus für die Seleção zwar schon im Achtelfinale mit einem Sieg von Frankreich. Aber Frankreich hat sich bei seinem Auftaktspiel gegen Jamaica nicht gerade überzeugend gezeigt.
Jetzt werden die Canarinhas am 29. Juli in Brisbane gegen Frankreich antreten, das in der gleichen Gruppe (F) spielt. Es wird die erste große Probe für die Brasilianerinnen sein.
Seleção brasileira
Aufstellung der Seleção
Letícia Izidoro; Antonia (Bruninha), Lauren, Rafaelle und Thamires; Luana (Duda Sampaio), Kerolin, Adrianae und Ary Borges (Marta); Debinha (Geyse) und Bia Zaneratto (Gabi Nunes).
Trainer: Pia Sundhage.
Torspiegel der Seleção
- 1. Tor, 19. Minute: Ary Borges versenkt den Ball mit einem Kopfstoß im Netz. Es ist Arys erste WM-Teilnahme und ihr erstes WM-Tor.
- 2. Tor, 39. Minute: Wieder ist es die 23-jährige Ary Borges, die für das zweite WM-Tor der Brasilianerinnen sorgt. Nachdem der Ball von Tamires Richtung Tor geschossen an der Verteidigung Panamas abprallt, setzt Ary nach und bringt die Fans zum Jubeln.
- 3. Tor, 48. Minute: Beinahe wäre es wieder ein Ary-Tor geworden. Sie dribbelt aber den Ball nach hinten zu ihrer Kollegin Zaneratto, die für ein „golasso“ sorgt. Es ist Bias dritte WM-Teilnahme, aber ihr erstes WM-Tor überhaupt.
- 4. Tor, 70. Minute: Und wieder ist es Ary Borges, die für ein Tor sorgt, ihr drittes und ihr zweites mit dem Kopf.