Die brasilianische Fluggesellschaft GOL hat gestern angekündigt, seinen umstrukturierten inländischen Mitbewerber VARIG (VRG Linhas Aéreas) für rund 275 Millionen US-Dollar übernehmen zu wollen. 98 Millionen US-Dollar sollen bar fliessen, daneben erhält VARIG 6.1 Millionen GOL – Aktien sowie Schuldscheine.
Die 98 Million US-Dollar machen rund 10% des Bargeldbestandes von GOL aus. Die 6.1 Millionen Aktien, welche nach Aussage von GOL innerhalb der nächsten 30 Monate nicht verkauft werden dürfen, entsprechen 3% der insgesamt ausgegebenen Papiere. Zudem werden der „neuen VARIG“ Schuldscheine im Gegenwert von 100 Millionen Reais (rund 45 Mio. US-Dollar) ausgestellt, so dass ein Endpreis von 320 Millionen US-Dollar zustande kommt.
Der brasilianische Finanzminister Guido Mantega hat sich in einer ersten Stellungnahme positiv zu der Übernahme geäussert. „GOL ist ein solides Unternehmen und ich denke, sie können einige derzeit stillgelegte Strecken von VARIG wieder aufgenommen werden. VARIG fehlen diese Verbindungen, insbesondere die internationalen, die leider nicht mehr bedient werden“ so der Minister.
Die Übernahme muss jedoch noch von der brasilianischen Kartellbehörde (Cade) und der brasilianischen Luftfahrtbehörde (Anac) genehmigt werden. Beide Unternehmen zusammen transportieren mehr als 20 Millionen Passagiere jährlich. Allerdings sollen nach den Plänen beide Gesellschaften auch zukünftig weiterhin eigenständig operieren.
Durch den Kauf schliesst GOL damit zum brasilianischen Marktführer TAM auf. GOL und VARIG hätten zukünftig zusammen 44.83 % Marktanteil, TAM führt derzeit noch mit 47.33 %. Doch nach den Plänen der GOL – Manager soll die GOL/VARIG – Gruppe schon in Kürze den gemeinsamen Konkurrenten TAM überholen. Ungeachtet der geringen Auslastung von VARIG – Flügen, welche bei rund 53 % liegt, soll als eine der ersten Massnahmen die Anzahl der Flugzeuge von derzeit 17 auf 34 verdoppelt werden und stillgelegte Routen neu bedient werden.
Keine Änderungen soll es beim VARIG – Vielfliegerprogramm SMILES geben. Alle gesammelten Meilen der rund 5 Millionen Teilnehmer bleiben weiterhin gültig. Es werde zudem geprüft, ob diese auch auf eigenen Strecken abgeflogen werden können, verlautete es aus der Konzernzentrale von GOL in Rio de Janeiro.