In den vergangenen Tagen haben in ganz Brasilien die Impfungen gegen das Corona-Virus begonnen. Wie das brasilianische Gesundheitsministerium mitteilte, wurden seit Montag (18.) insgesamt 6 Millionen Impfdosen des Mittels „CoronaVac“ in alle Bundesstaaten und den Hauptstadtdistrikt versendet. Am vergangenen Sonntag hatte die Nationale Arzneimittelbehörde Anvisa eine Notfallzulassung genehmigt.
Die Impfung erfolgt wie in vielen anderen Ländern gestaffelt nach entsprechenden Kriterien: so werden im größten Land Südamerikas in der ersten Phase zunächst Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Personen über 60 Jahren in Pflege- und Altenheimen, Menschen mit Behinderungen und die indigene Population immunisiert.
Brasilien greift dabei auf den eher einfach zu handhabenden Impfstoff „CoronaVac“ vom chinesischen Hersteller Sinovac zurück. Dieser wird bereits in Brasilien produziert und kann in normalen Kühlschränken gelagert werden. So ist es vergleichsweise einfach, ihn in die weitverbreiteten aber oftmals auch abgelegenen öffentlichen Gesundheitsposten des Landes zu liefern und dort zu verabreichen. Bis zum Jahresende will Brasilien 21 Millionen Dosen davon produzieren.
Allerdings befindet sich der Impfstoff noch in der Phase-3-Studie, endgültige Ergebnisse und die dauerhafte Zulassung stehen daher noch aus. Zudem mussten die Verantwortlichen vor ein paar Tagen noch einräumen, dass die Wirksamkeit zuletzt nur bei 50,38 Prozent gelegen habe. Allerdings war es laut dem Gesundheitsministerium der sicherste der fünf im Land getesteten Impfstoffe. „CoronaVac“ beruht anders als die in Europa verwendeten mRNA-Impfstoffe, die nur eine Gensequenz zur Bildung von Antikörpern verwenden, auf einem inaktivierten Virus.
Dass nun überhaupt mit Impfungen in Brasilien begonnen wurde, ist der Hartnäckigkeit einiger Gouverneure und der Justiz zu verdanken. Staatspräsident Jair Bolsonaro hatte lange die Infektionen mit SARS-CoV-2 verharmlost und sich zudem wegen angeblicher Nebenwirkungen der „China-Impfung“ zum Impfgegner erklärt. Das oberste Gericht erklärte jedoch letztendlich die Impfung für „obligatorisch“, wonach Verweigerer mit Bußgeldern belegt werden können. Ähnliches gilt in dem tropischen Land auch beispielsweise für die Gelbfieberimpfung.
Brasilien hofft zudem auf baldige Lieferungen des Impfstoffes von AstraZeneca, welcher ebenfalls eine Notfallzulassung erhalten hat. Hier hat Gesundheitsminister Eduardo Pazuello zunächst zwei Millionen Dosen geordert. Bis jedoch alle 210 Millionen Einwohner des Landes geimpft sein werden, dürfte es noch einige Zeit dauern. Die Corona-Pandemie wütet in Brasilien momentan besonders schlimm, fast 9 Millionen haben sich bislang infiziert, mehr als 210.000 Menschen sind bereits daran verstorben.