25 Jahre lang hat Dona Onete in Klassenzimmern Schüler in Geschichte unterrichtet. Jetzt füllt sie Konzerthallen, Theater und Festivalplätze und sorgt für ein begeistertes Publikum. Mit ihren 83 Jahren ist sie die Diva des Carimbó, einem folkoristischen Musikstil und Tanz aus dem Norden Brasiliens. Ihre Musikerkarriere hat sie allerdings erst begonnen, als sie schon 70 Jahre alt war. Passiert ist dies zufällig.
Musiker haben sie gehört, als sie in ihrem Haus gesungen hat. Sie dachten zuerst, die Stimme gehört einer jungen Frau, erzählt Dona Onete, die die Musiker auf Anhieb begeistert hat. Letztlich gab es eine Einladung, Mitglied der Musikgruppe zu werden. Gelegt war damit der Beginn einer steilen Karriere.
Mittlerweile gilt die auf der Flussinsel Marajó geborene Sängerin als Symbol der Musik Amazoniens. Ihre Auftritte beschränken sich aber nicht nur auf ihre Heimat, die Amazonas-Region Brasiliens. Sie bereist ganz Brasilien. Auch in Frankreich ist sie schon aufgetreten.
Von Musiktheorie versteht sie nicht viel, sagt sie und gibt zu: „Ich weiß nicht, was die Note C, Re, E ist.“ Das hindert Dona Onete aber nicht am Komponieren. Über 300 Lieder hat sie geschrieben. In denen erzählt sie romantische Geschichten vom Leben. Sie schreibt die Songs, gibt den Rhythmus vor und singt sie. Bei der Aufgabe, die richtigen Noten dazu aufs Papier zu bringen, helfen ihr dann ihre Musiker.
Vier Alben hat sie in den wenigen Jahren ihrer Musikgeschichte aufgelegt, das erste mit 72 Jahren. Das nächste befindet sich gerade im Entstehen.
So viel Energie, Charisma, Talent und Wirken ist auch der Brasilianischen Kompositorenunion (UBC) nicht verborgen geblieben. Die hat die 83-Jährige nun mit dem Troféu Tradições ausgezeichnet. Stattgefunden hat die Prämienverleihung im 1878 eingeweiten Theatro da Paz in Belem. Bei der hat Dona Onete natürlich ihre Kunst im Bolero, Lambada und Carimbó präsentiert und einmal mehr das Publikum begeistert.
Ob die Diva des Carimbó angesichts ihrer 83 Jahre ans Aufhören denkt? Nein. „Ich hoffe, noch viel mehr zu tun und ich hoffe auch, dass ich anderen Menschen helfen kann, voran zu kommen, so wie sie mir einmal geholfen haben“, hat sie in einem Interview zur Prämienverleihung verraten. Sie habe jedenfalls noch viel zu erzählen, beispielsweise über die Schönheit, Kultur und Natur ihres Geburtsortes, der Insel Marajó.