In Brasilien laufen die Vorbereitungen für den diesjährigen Karneval auf Hochtouren. In den Werkstätten der Sambaschulen wird noch an letzten Details gefeilt, die Paradestrecken in den Sambódromos von Rio de Janeiro und São Paulo bekommen den letzten Schliff und die Sicherheitskräfte beginnen mit verstärkter Überwachung und intensiveren Kontrollen.
Ein ganzes Land freut sich auf die närrischen Tage, die in vielen Bereichen doch ganz vertraute Rituale beinhalten. Strassenanzüge für Kinder und Erwachsene, festliche und ausgelassene Bälle bis in die frühen Morgenstunden und auch der Karnevalsprinz – in Brasilien im Rang eines Königs mit dem Namen Momo – bekommt feierlich den Stadtschlüssel überreicht. Höhepunkt der Festivitäten sind jedoch mit Sicherheit die weltberühmten Sambaparaden, die am Freitag und Samstag in São Paulo und am Sonntag und Montag in Rio de Janeiro stattfinden. Dann werden nicht nur Tausende auf den Paradestrecken den eigens dafür komponierten und einstudierten Samba-Enredo mitsingen und mittanzen, auch Zehntausende auf den Tribünen und Millionen an den Fernsehgeräten werden das Spektakel bis zum Morgengrauen mit verfolgen und ihren ganz persönlichen Favoriten wählen.
Doch über dem Carnaval do Brasil 2011 sind in diesem Jahr einige dunkle Wolken aufgezogen. Aufgrund der verheerenden Erdrutsche im Januar mit Hunderten von Toten in der Bergregion des Bundesstaates Rio de Janeiro wurden dortige Veranstaltungen kurzerhand und völlig zu Recht abgesagt. Neben der Tatsache, dass vielen Menschen dort nicht zu Feiern zumute ist, da sie Freunde oder Angehörige verloren haben, so sollen nach Auffassung der zuständigen Stadtverwaltungen die nun nicht verwendeten Gelder als Aufbauhilfe für die zerstörten Viertel verwendet werden.
Viele weinende Gesichter gab es Anfang Februar auch in der Sambametropole unter dem Zuckerhut. In der Cidade do Samba, einem Werkstättenkomplex der in der Liga der Sambaschulen zusammengeschlossenen Gruppen hatte ein Feuer massiven Schaden angerichtet. Auch wenn inzwischen feststeht, dass keine Menschenhand im Spiel war und es keine Verletzten gab, wurden doch zahlreiche Motivwagen und über 8.000 bereits fertiggestellte Kostüme von den Flammen vernichtet. Die drei betroffenen Schulen Portela, União da Ilha Govenador und Grande Rio bekamen zwar von Sponsoren frisches Geld für neue Allegorien, doch die Zeit bis zum großen Auftritt war für eine vollständige Reproduktion viel zu knapp.
Aus diesem Grund werden die drei Sambaschulen bei den diesjährigen Paraden nicht gewertet, einen Sieger wird es jedoch auf jeden Fall geben. Allerdings muss auch keine Schule der „Spezialgruppe“ befürchten, in die „Aufstiegsgruppe“ abzusteigen. Die Vereinigung der Sambaschulen hatte einstimmig beschlossen, dieses Verfahren in diesem Jahr auszusetzen und dann im kommenden Jahr zwei Schulen statt wie gewohnt eine in die niedere Klasse zu verbannen. Einen Aufsteiger wird es daher ebenfalls in diesem Jahr geben.
Eine wahre Tragödie ereignete sich bereits beim „Vor-Karneval“ im Bundesstaat Minas Gerais. In der Kleinstadt Bandeiro do Sul fiel ein nicht isoliertes Stromkabel auf einen der gigantischen Lautsprecherwagen, auf dem zahlreiche Personen feierten. Mindestens 17 Menschen wurden direkt durch die Stromstösse getötet, mindestens 50 weitere zum Teil schwer verletzt. Die Unglücksursache ist bislang nicht vollständig geklärt, vermutlich hat ein Feuerwerkskörper mit metallischen Luftschlangen einen Kurzschluss verursacht, der letztendlich das todbringende Kabel löste.
Damit gerade in den grossen Metropolen die zahlreichen Strassenanzüge ohne grosse Zwischenfälle durchgeführt werden können, haben die zuständigen Sicherheitsbehörden ihre Präsenz massiv verstärkt und vielerorts Urlaubssperren angeordnet. Auch Rio de Janeiro hat sich sicherheitstechnisch auf die tollen Tage vorbereitet. Alleine knapp 50.000 Beamte der Militärpolizei sollen für Ruhe und Ordnung sorgen, 2.950 Einsatzfahrzeuge stehen für sie bereit. Dazu kommen weitere Einheiten von Zivil- und Verkehrspolizei. Auch diese hat die Kontrollen intensiviert und kontrolliert an allen wichtigen Straßen im gesamten Bundesstaat rund um die Uhr Zulassungen und Führerscheine. In den letzten 48 Stunden gingen den Beamten bereits 143 KFZ ins Netz, die kurzerhand beschlagnahmt wurden. Auch 12 Fahrer mit abgelaufenen oder entzogenen Führerscheinen konnten sprichwörtlich aus dem Verkehr gezogen werden.
Zu den zahlreichen Touristen aus dem In- und Ausland, die derzeit in die „Hauptstadt der Samba“ Rio de Janeiro oder die „Hochburg des Axé“ Salvador da Bahia strömen, werden sich in den kommenden Tagen auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten gesellen. So hat unter anderem Baywatch-Star und Busenwunder Pamela Anderson ihren Besuch angekündigt. Der Hotelverband der Stadt meldet bereits eine Auslastung von 95 Prozent, am Ende werden vermutlich die grössten und teuersten Suiten noch einen Abnehmer finden. Denn den Karneval in Brasilien muss man einfach einmal mit allen Sinnen erlebt haben.
Für alle Interessierten haben wir auf http://www.rio-karneval.de nützliche Informationen für eine Reise zum Karneval nach Rio bereitgestellt, in den kommenden Tagen werden wir zudem ausführlich über die diesjährigen Paraden berichten.